Und weiter geht's - wollte ich schon länger schreiben, war aber nicht eher möglich (Zeitproblem):

In meinen "Weihnachtsferien" habe ich in einem Bottroper Musikgeschäft endlich mal das als "Conn-Selmer" gemarkte "Prelude" angespielt. Ich war vorweg etwas skeptisch, weil es auf der einen Seite sehr schwer verarbeitet wirkt (geradezu brachial im Vergleich mit der Applikatur selbst meines Keili EX90, aber auch des eben beschriebenen Prestini), andererseits aber dort im Laden für unter 700 EUR angeboten wurde - und das in einem nicht gerade auf Saxophone oder Blasinstrumente allgemein eingestellten Laden, da erwartet man nicht unbedingt Rekordniedrigpreise für Saxophone.

Nun gut, jedenfalls mein 8* N.Y. in die Tasche gesteckt, 1,5er Java dazu, und hingegangen.

Erster Eindruck: Die Verarbeitung wirkt akzeptabel, offensichtliche Mängel sind mir nicht aufgefallen, die Applikatur lässt sich trotz der z.T. eingesetzten Materialstärke gut handeln und liegt auch angenehm in der Hand. Positiv: Im Gegensatz zu anderen Fernost-Saxen (lt. Händler kommt dieses aus _China_, und er meinte _nicht_ Taiwan...) ist der Daumenhalter aus Metall, und großzügig ausgeformt. Kommt meiner Daumenschwiele durchaus zugute.

Der Kork am S-Bogen wirkte irgendwie etwas künstlich. Das kann eine Täuschung sein, aber irgendwie seltsam fühlte sich das Material an.

Das Link passte gut drauf, und das Sax sprach relativ leicht an (mit kaltem MPC ungefähr so leicht/schwer wie mein Keili). Der Raum im Geschäft war nicht ideal zum Soundcheck, generell kam mir der Klang nicht so sauber vor wie ich das von einigen anderen Tenören (u.a. auch den preislich im unteren Segment angeordneten Taiwanesen) kenne. "Mein" Standard-Intonationstest ("Klingen Hoch-C mit Front- bzw. Seitengriff gespielt unterschiedlich hoch?") brachte überraschenderweise kaum Unterschiede, und insgesamt wirkte es einigermaßen stimmig. Ich hatte kein Stimmgerät dabei, aber 100% exakt war es sicherlich nicht. Untenrum musste ich den Ton - ähnlich wie beim EX90 - eher fallen lassen, obenrum eher raufziehen. Obenrum ist im Vergleich das Prestini exakter gewesen, untenrum stellt sich das Problem inzwischen vielleicht nicht mehr, weil ich generell auf 2er Javas umgestiegen bin und seitdem auch das EX netter zu mir ist.

Gefühlsmäßig hab ich beim Sound "Persönlichkeit" vermisst - aber ich glaube das wäre in dem Preissegment auch etwas viel erwartet. Ich schätze, es ist ein ganz solides Einsteigersax, das mit dem richtigen MPC gespielt durchaus vernünftig klingen kann und eine Weile Spass macht. Die schwere Verarbeitung lässt zumindest keinen schnellen Verschleiss erwarten

Der Ladenpreis von 677 EUR (waren's glaub ich) ist jedenfalls nicht übertrieben. Für unwesentlich mehr Geld gibt's allerdings schon Saxophone, die mir klanglich besser gefallen, insb. das allseits beliebte Expression. Dafür klebt auf diesem der Name "Conn-Selmer" (mit Selmer-S, die haben also wirklich ihre "Trademark" ins Spiel gebracht) - wem's was gibt. Lt. Händler ist es der Versuch, auf diesem Wege ein Einsteigersax zu platzieren. Kein schlechter Versuch, wie ich finde, aber ob's dem Nimbus der Marke guttut, sei dahingestellt.

Ich fand's beim Ausprobieren etwas besser als vom Schaufenster-Anschein her erwartet, aber für mich käme als "Zweitsax" eher was aus der Riege Prestini/Expression/Jupiter in Frage.

Gruß

Jerry

Ich vergaß: Ja, ich frage den Händler dieser Tage mal, ob ich Fotos machen darf für Saxwelt *g*

*g*

Tschulligung, ich belege ja nur, dass man in unserem Alter durchaus noch lernfähig ist