Hallo,

meine Tochter spielt seit über 3 Jahren Klarinette und nun habe ich ihrem ewigen Nerven nachgegeben und sie darf Sax spielen.
Mich würden ein paar allgemeine Dinge interessieren:

Sind die Griffe von den beiden Instrumenten nicht fast gleich?
Kann sie das Erlernte (z.B. Atmung ect. ) mit übernehmen oder ist es anders.

Vielleicht finde ich ja noch ein paar Tipps im Forum, die nicht mit ganz so vielen Fachbegriffen versehen sind.

Danke Katrin

Hallo Katrin,
also ich bin von Klarinette auf Tenor, dann Alto und Bari umgestiegen. Auch wenn jetzt einige hier protestieren werden, aber ich finde Sax und Klarinette haben wenig gemeinsam.
Die Griffe sind Verschieden, der Ansatz auch und auch die Ausdrucksfähigkeiten im Ton sind beim Sax flexibler.
Was aber von Vorteil ist gegenüber einem Neueinsteiger:
* Man kennt sich mit so einer Mechanik grundsätzlich aus und hat keine Angst vor so vielen Hebeln und Klappen.
* Man kann Noten lesen, Zählen etc.
* Man hat ein Gehör für ein Holzblasinstrument, d.h. die kleinen Schwächen in der Tongenauigkeit werden korrigiert und das zumeist intuitiv.
Grundsätzlich ist das Sax viel einfacher zu spielen als eine Klarinette, allerdings kann man auch mehr Unfug treiben, da es auf Veränderungen im Ansatz viel leichter reagiert als eine Klarinette.
Gruß
JEs

Ja ich protestiere *g*, aber nur ein bisschen,

ich selbst habe mit 9 Jahren begonnen Klarinette zu spielen und bin dann mit 16 auf das Sax umgestiegen, beziehungweise habe ich es als zusätzliches Instrument erlernt.

Gleich ist, dass beides auf einem MPC mit Blättchen gespielt wird. Unterschiedlich ist, dass der Blasdruck bei der Klarinette höher ist, beim Sax dafür mehr Luft verbraucht wird.

Der entscheidende Unterschied ist, dass die Klarinette in die Duedezime überläst, das Sax in die Oktave. Darum fällt der Umstieg von Klarinette auf Sax lecihter. Identisch ist hier die obere Tonlage der Klarinette von C"" bis c""" mit den "meisten" Griffen vom Sax. Und das macht es eigentlich so vorteilhaft, wenn man mt Klarinette begonnen ha, denn diese Griffer der Klarinette in dem beschriebenen Bereich ist beim Sax in der hohen und der tiefen Tonlage "fast" gleich.

Heißt, wenn ich auf der Klarinette im unteren Tonbereich ein c" blase und die Überblasklappe betätige, spiele ich auf der KLarinette dann ein g"". Greife ich beim Sax in der unteren Tonlage ein c überlase ich mit der Okatavklappe auf das nächst höhere c.

Würde ich somit von Sax auf Klarinette umsteigen würde das greifen der entsprechenden Töne da ich in die Duedezime überblase massiv mehr Lernarbeit bedeuten. Natürlich sind beim Sax auch Griffe dabei, die man von der Klarinette her nicht kennt, dass ist aber dann eher das kleinere Problem und hat man nach kürzester Zeit im Griff.

Was allerdings mehr Arbeit wird ist der Ansatz, der anders wie bei der Klarinette gestaltet werden sollte. Ich empfinde es beim Saxophon weitaus schwieriger einen "schönen Ton" zu entwickeln als bei der Klarinette. Liegt auch daran, dass durch einen veränderten Ansatz während des spielens gleich viel größere Tonschawankungen entstehen als bei der Klarinette.

Die Atmung an sich ist auch gleich, nur dass sie beim Sax erst mal öfter nach Luft schnauben wird als bei der Klarinette. Aber auch hier wird mit der Zeit durch einen geschulten Ansatz sich diese etwas relativieren.

Liebe Grüße,

ToKo

Vielen Dank erst mal

ich melde mich wenn ich noch Fragen habe.

Katrin

Hallo Katrin,

ich spielte seit dem 13. Lebensjahr Bb-Klarinette, Deutsches System.
Vorher hatte ich drei Jahre Klavierunterricht.

Mit ca. 20 habe ich mit Saxophon angefangen und mit der Klarinette immer mehr nachgelassen bis ich später damit aufgehört hatte. Ich hatte bei meinem Klarinettenlehrer, ein Musiker der Philharmonie Hungarika, der auch Saxophon unterrichtete, dreimal Saxophonunterricht zu je 45 min. gehabt. Dabei hatte ich überwiegend die unteren tiefen Töne intensiv geübt, weil diese größere Probleme bereiteten.

Mit der Klarinette hatte ich im klassischen Schulorchester und im Blasorchester gespielt. Mit dem Saxophon war ich in der Schulbigband und kam in die Bigband der Musikschule, wo ich Unterricht hatte. Nun spiele ich mind. 15 Jahre Saxophon.

Vor drei Jahren hatten wir in der Uni-Bigband Stücke wie Moonlight Serenade und Begin the Beguine gespielt. Da sollte ich, besonders bei Begin the Beguine, Klarinette spielen. Ich hatte meine Klarinette nicht mehr. Die Uni hatte eine mit Boehm System, die ich dann vor Ort immer spielen konnte. Das war eine Umstellung, die mit ein bisschen üben, besonders nur für das eine Stück, einigermassen klappte. Die Klarinette konnte ich nicht mit nach Hause nehmen.

Ich möchte das, was ToKo geschrieben hat, bestätigen.

Was ich aber sagen möchte:
Die Klarinette dürfte dabei nicht vernachlässigt werden.
Zumindest finde ich das aus eigener Erfahrung sehr schade und vielleicht leiste ich mir noch dieses Jahr wieder eine einfache Klarinette...

Schöne Grüsse,
Billy

Hallo,

es gibt so ´nen Spruch, den ich von einem alten Vollprofi gehört habe. Geflügeltes Wort unter Klarinettisten.

Klarinette studiert man, Saxophon kauft man sich.

@ToKo,
so oder so ähnlich wollte ich das auch ausgedrückt haben. Danke.

Und Billy muß ich ausnahmsweise mal recht geben. Ich habe mit 19, nach insg. 7 Jahren Spielzeit, davon 3 Jahre mit Lehrer bzw. 6 in einem Blasorchester, meine Klari in die Ecke gestellt und nicht mehr angefasst. Mit 38 habe ich dann angefangen meinen Jugendtraum zu erfüllen und Saxophon zu spielen.
Für mich war der Einstieg in das Saxophon erst mal recht einfach, die Griffe sind leichter (wie Toko schon gesagt hat) und es war auch viel leichter einen Ton rauszukriegen als damals bei der Klari.
Jetzt fange ich auf der Klari wieder an, und damit es nicht zu einfach wird, habe ich mir eine Boehm-Klarinette gekauft. Und da erkennt man doch, welche Unterschiede es gibt, vor allem im Ansatz (auch das hat ToKo wesentlich besser beschrieben als ich).
Wenn man also mit dem Saxspielen anfangen möchte und vorher Klarinette gespielt hat, muß man m.E. eine Entscheidung treffen. Will ich nur noch Sax spielen, dann Finger weg vonder Klari, oder will ich beides können, dann muß man auf der Klarinette weiterüben und das Sax kommt als eigenständiges Instrument dazu mit entsprechendem Aufwand. So mal eben hin und her fürchte ich wird nix.
JEs

@ToKo,

braucht ein Alto wirklich so viel mehr Luft? Damit habe ich keine Umstellungsprobleme, schon eher beim Tenor aber richtig erst beim Bari. Letzteres saugt Luft wie ein schwarzes Loch .

JEs

@Jes,

greif mal auf der Klarinette den tiefsten Ton und spiele ff und stopp die Zeit

und jetzt auf dem Alto das gleiche und guck mal auf die Uhr :"(.

LG,

ToKo

Hi ToKo,
nimm dazu aber bitte Mundstücke mit gleicher Tip-Öffnung. Wirst Dich wundern. :-\
Ich hab das mal andersherum versucht, nämlich mal geschaut, wieviel Luft kriege ich mit einem Alto-Mundstück durch meine Klarinette (die Metalklari). Das war auch verblüffend :-ß.
Und was auch beeindruckend war, daß die Klarinette wirklich auf jedes Zucken im Mundwinkel reagiert, wenn ich das Altomundstück draufstecke. Da höre ich auf dem Sax nix von (gleiches Blatt+Mundstück). Leider bleibt auch mit dem Alt-Mundstück auf meiner Klarinette ein rel. hoher Gegendruck erhalten.

JEs