Hallo Zusammen,
ich bräuchte mal Eure Hilfe.
Mein Problem: es gibt Tage bzw. Zeiten, da kriege ich nicht einen Ton aus meinem Sax . Als wenn das gute Stück total blockiert wäre durch einen Lappen im S-Bogen o.ä.
Ich besitze insg. 4 Mundstücke, eins davon aus Metall (Otto Link Kopie?) und zwei völlig verschiedene Kannen (Keilwerth 1972er Toneking sowie Akustik VEB Klingental, beide Tenor!!) und auf beiden ist es mit jeder Kombination fast gleich. O.K die Ostkanne ist etwas tolleranter.
Auch der Wechsel des Blattes zu einem anderen gleicher Härte (-Aufschrift) eines andere Fabrikats (am liebsten spiele ich Esser-Blätter, sonst Rico oder Vandoren jeweils 2-2,5) ändert praktisch nichts.

Nun beobachte ich an mir zwei Fehler:
1. ich rolle die Unterlippe über die Zähne
2. ich begegne Anspracheprobleme mit Druck auf das Blatt
Beides sind Unarten aus meiner Klarinettenzeit so 20 Jahre her, die ich jetzt auf meine Saxe übertrage (ich bin Anfänger). Aber das auf der Schwarzwuzel absolut nichts mehr ging ist NIE vorgekommen. Und auch auf meinem Alt, was ich habe, passiert das nicht (Keilwert New King aus den 60ern). Zwinge ich mich bewußt den Ansatz locker zu lassen und die Lippe nicht einzurollen bleibt die Blockierung trotzdem. Es ist zum verrückt werden.

Was mache ich falsch bzw woran könnte das geschilderte Problem liegen? (eins der Mundstücke ist ein Selmer S80C* und damit komme ich auf beiden Tenorsaxophonen überhaupt nicht klar). Ich bin schon ziemlich frustriert, da ich den Fehler nicht finde.

Danke Euch
JES.

Lieber Himmel - ja, das ist ein bekanntes Einsteigerproblem, das Sax ist leider extrem viel "tagesformempfindlicher" als andere Instrumente. Wenn Du von der Grundspannung her "falsch" drauf bist, kannst Du Dich gerade als Einsteiger anstellen, wie Du willst, Du wirst keinen Ton finden, der Dich zufriedenstellt. Schlimmer noch ist es, wenn Du den Anspracheproblemen mit dem beschriebenen Druck auf's Blatt begegnest: Die Schwarzwurzel ist da geduldig, weil das Blatt klein, schmal und i.d.R. auch recht hart ist. Das rel. große Blatt des Tenor macht dann im Zweifel einfach "dicht" - und wo dicht ist, kann kein Ton rauskommen.

Die eingerollte Unterlippe ist definitiv nicht das Problem - an der scheiden sich die Geister, aber ich hab für mich z.B. rausgefunden, dass ich so am liebsten spiele und kriege es damit auch mittlerweile ganz ordentlich hin. Der "moderne" Ansatz hingegen klappt bei mir nur mit ganz leichten Blättern, und begeistert mich vom Sound dann nicht so wirklich.

Es gibt zwei Dinge, die Du tun kannst, um weiterzukommen (darüberhinaus gibt es sicher endlose andere, aber diese haben mir geholfen):

- Mach "Trockenübungen". Die Klarinette spielst Du mit "Grinsen" (= zurückgezogenen Mundwinkeln), das Sax will "geknutscht" werden. Also mach entsprechende Mundübungen - Deine Umwelt mag komisch schauen, aber ein paar Minuten am Tag und das geht gleich besser mit dem Ansatz.

- Wenn Du eh mehrere Mundstücke hast: Nimm lieber keine kleine Öffnung mit hartem Blatt sondern eine größe Öffnung mit weichem Blatt. Das S80 ist nicht für jeden gleich gut, es spielt sich für jemanden, der eher "klassisch" spielen möchte, sicherlich schön "straight", passt aber so gar nicht zu Deinen Saxen. Auf dem Keili passt m.E. ein Link STM - besser noch ein New York sehr gut (ich hab lange ein N.Y. 8* auf dem EX90 gespielt). Was sehr gut gehen kann, ist auch ein Link ToneEdge oder ein schön offenes Brilhart.

Das ist die Theorie - praktisch musst Du schauen, welches Material Du da hast, denn extra ein neues MPC am Anfang kaufen, will gut überlegt sein.

Wichtig noch, wenn die "tonlosen" Tage überwiegen, oder Du ab einem bestimmten Ton abwärts Probleme hast: Lass nochmal checken, ob die alten Kannen dicht sind. Das Akustik muss uralt sein (ca. Anfang 50er Jahre, ich hab ein Akustik-Alto und nach den 50ern wurden m.E. keine mehr gebaut, da alles mehr oder weniger Weltklang war), und das Keili ist mit über 30 auch nicht mehr taufrisch...

Dass ein Alto für einen Klarinettenspieler evtl. besser handlebar ist, kann ich mir übrigens vorstellen (weil ich selbst mal Klari gespielt hab und ab und zu noch ein bisschen spiele), Sopran geht sogar noch "einfacher" (obwohl ein Sopran nicht zwangläufig einfach zu spielen ist). Aber mit dem Tenor klappt's auch irgendwann, und dann fühlst Du Dich als hättest Du nie was anderes gemacht

Gruß

Jerry

Sind die Kannen dicht und ordentlich eingestellt?

Ich hatte das "Lappen im S-Bogen"-Gefühl letzte Woche auch, besonders bei e2 bis g2 - aber das lag daran, dass sich bei meinem nagelneuen Keilwerth einiges verstellt hatte (der Kork drückt sich anfangs noch etwas zusammen) und die Töne deshalb nur noch schwer ansprachen. Mein altes Expression ließ sich im Vergleich dazu spielen wie eine Wolke.

Grüßle,
Sunny