Eindrücke vom 10. SWWS (Saxwelt- Workshop)- oder mein erster Sax- Workshop...
Mit viel Glück bekam ich im Januar über die Nachrückliste einen Platz beim 10. SWWS. Ich würde vom 22.10.-26.10.14 also mit dabei sein, beim zehnten Saxwelt- Workshop. Was für eine Freude!
Eigentlich war alles sonnenklar. Smatjes hatte auf der Internet Seite zum Ablauf gepostet: „eigentlich wie immer“. Für einen Newcomer wie mich waren also keine Fragen mehr offen☺
Möglichst früh wollte ich am Mittwoch fahren- von Dortmund aus schlappe 327 km- also 3,5 Stunden. Es wurde schließlich doch Nachmittag und so gegen drei Uhr ging es endlich los. Navi füttern mit Blankenburg (Harz!!), Michaelstein 3 und ab.
Um 18.40 komme ich an.
„Schlüssel bei Hanni in der Remise“ hatte ich in Erinnerung. Die Remise finde ich schnell, nur Hanni ist nicht da. Stille rings herum und dunkel ist es auch schon. Im Fischrestaurant kennt man die Gruppe aber schon: da müssen Sie wieder hoch gehen zum Cellarius. Im ersten Stock sind die alle....
Dort angekommen höre und sehe ich eine lautstarke Abendbrotrunde: die siebzig Teilnehmer des 10. SWWS.
Das Scannen der Gesichter auf das mir vom Internet bekannte Gesicht von Smatjes bleibt erstmal ohne Erfolg. Ein freier Platz am Tisch und ich bin mittendrin.
„Hol dir erstmal was zu essen da nebenan“ ist die freundliche Aufforderung. Mit vollem Teller kehre ich zurück und bekomme auf Nachfrage die ersten Infos. Um 20.00 Uhr soll es losgehen mit der Begrüßung und Einteilung der Arbeitsgruppen im Refektorium. Dann erwischt mich Smatjes. Ob ich Bescheid wüsste? Klar! Die Tischnachbarn hatten schon ganze Arbeit geleistet. Gut gesättigt empfange ich meinen Zimmerschlüssel bei Hanni (das ist die Mutter von Smatjes), trage mich in die Anwesenheitsliste ein und bringe meine Klamotten und das Sax aufs Zimmer im „Stallgebäude“. Ich öffne die Tür und werde von Günter begrüßt. Günter und ich werden uns das Zimmer für die kommenden Tage und Nächte teilen. Kurzes Auspacken und schon geht es rüber zur Begrüßung. Das Refektorium ist ein stattlicher Raum mit einer schönen großen Gewölbedecke. Wir haben alle unser Instrument mitgebracht. Gespannt warte ich auf das, was da kommt.
Endlich erscheint Smatjes auf der Bühne. Es wird dunkel. Ein Moment der Stille. Smatjes bittet um eine Schweigeminute für die beiden Freunde, die dem Workshop immer nahe gestanden haben und nach schwerer, langer Krankheit verstorben sind.
Dann eröffnet er den 10. SWWS. Ein erster Ausblick auf das, was uns in den kommenden drei Tagen erwartet.
Die Dozenten stellen sich vor: Chris, Jonny, Lars, Andreas und Lorenz. Sie beschreiben kurz das, was sie in ihren Intensivkursen anbieten werden. Dann holen wir alle unser Instrument hervor und spielen ein paar Übungen nach. Jeder entscheidet sich nach Kenntnisstand und Interesse für eine Gruppe. Ich selbst wähle die Gruppe mit den einfachsten Voraussetzungen aus. Mein Dozent ist Chris.
Damit sind die Voraussetzungen für die kommenden Tage geschaffen. Eine nett bebilderte Mappe, die jeder von uns ausgehändigt bekommt, enthält wichtige Hinweise für den weiteren Ablauf und zur Geschichte des Klosters. Der Rest des Abends gehört dem Beisammensein in der „Remise“. Dort wird erzählt, Musik gemacht und gefeiert. Spät wird es und als ich ins Bett krieche ist es halb eins.
Mein Wecker nervt um 7.00 Uhr. Zu mehreren müssen wir durchs Bad. Um 8.00 Uhr gibt es Frühstück. Es ist reichlich, lecker und sehr nett angerichtet. Ich lerne weitere Teilnehmer kennen und wir plaudern über Musik, Urlaub, Familie, Hobby und vieles mehr. Um 9.15 Uhr startet das Programm. „Bodypercussion mit Lars“ steht auf dem Plan. Lars ist der einzige Dozent, der kein Sax spielt, sondern Schlagzeuger ist. Erstaunlich, was er mit uns innerhalb von 30 Minuten so anstellt. Wir stampfen mit den Füßen und klatschen in unterschiedlichen Tonlängen mit den Händen dazu. Wir benutzen unseren Körper als Klangkörper und erleben Erstaunliches. Um 9.45 Uhr sind alle hellwach. Jetzt geht’s zum Intensivkurs mit Chris. Unser Kurs besteht aus 12 Teilnehmern. Chris hat uns Arbeitsblätter mitgebracht.
In den kommenden Tagen erarbeiten wir verschiedene Musikstücke und lernen dabei Grundsätzliches kennen (verschiedene Takte, Notenlänge, Pausen, Wichtiges zum Instrument, Dirigentenwitze, Gruppendynamik uvm..). Schon bald steht das Mittagessen auf dem Tisch.
Statt zu essen ziehe ich meine Joggingklamotten an und laufe in der wunderschönen Umgebung des Klosters eine Runde. Frisch geduscht treffe ich die anderen Teilnehmer um 14.00 Uhr zum Plenum. Dort stellen die Dozenten ihre weiteren Kurse vor. Smatjes hat Probleme, die Menge an Teilnehmern zur Ruhe zu bringen. Dabei hilft ihm der Schweigefuchs: ein Gebilde der rechten Hand mit zwei lauschenden Ohren und einem geschlossenen Mund. Die interessante Vielfalt der Angebote macht die Entscheidung schwer- ich gehe zu Andreas, der uns die Grundlagen der Improvisation nahebringt. Jeder überlegt sich eine Tonfolge und stellt sie den anderen vor. Die Zeit vergeht im Nu. Um 16.15 Uhr wird gewechselt. Ich gehe zu Jonny und erfahre von ihm, wie wichtig die richtige Atmung und die muskuläre Stütze beim Sax- Spielen sind. Alle üben das praktisch. Nach dem Abendbrot treffen wir uns in der Remise und „Pille“ erwartet uns mit seiner Improvisation zu mitgebrachten Liedern von der CD. Später geht es richtig ab und die Session beginnt. Ich gewinne einen ersten Eindruck von dem, was möglich ist im Zusammenspiel mit anderen und bei der Impro. Spät schleiche ich mich im Schein des Handys ins Bett. Günter pennt schon lange- hoffentlich ist er nicht wach geworden.
Am Freitag verläuft der Vormittag ähnlich zum Vortag. Nachmittags können wir die Ausstellung verschiedener Anbieter besuchen. Ich freue mich auf einen Besuch bei ToKo.
Mein Mundstück benötigt einen würdigen Nachfolger. Johannes berät mich ausführlich, ruhig und fachkompetent. Aber ich finde nicht das Richtige- diesmal nicht. Macht nichts- sagt Johannes, trotzdem gerne geschehen!
Die Ausstellung der Hersteller imponiert mit verschiedenen Saxophonen und Zubehör. Wir können uns ausgiebig informieren und verschiedene Instrumente in die Hand nehmen oder anspielen. Danach nutze ich die Zeit, um einen Bummel durch das nahegelegene Wernigerode zu machen. Um 19.00 Uhr treffen wir uns alle zum Gala Dinner. Leckeres Essen und Trinken, lebhaftes Erzählen und eine Verlosung lassen den Abend kurzweilig werden. Zur großen Überraschung von Smatjes kommen verkleidete Ordensschwestern und Ordensbrüder auf die Bühne und bringen ihm und seiner Familie ein Ständchen als Dank für die Organisation des Workshops.
Nach dem Essen wird getanzt, eine Musikgruppe spielt auf und die gute Laune lässt uns lange aushalten. Als ich endlich müde werde ist es schon weit nach Mitternacht.
Trotz kurzer Nachtruhe geht’s am nächsten Morgen mit der Generalprobe für unser Workshop- Lied gnadenlos weiter. Fast alle sind pünktlich auf den Beinen. Jonny lässt sich munter neue Sachen zusätzlich einfallen: hohe und tiefe Töne, zwei- oder dreimalige Wiederholungen vor dem eigentlichen Stück. Na das kann ja lustig werden...
Im Intensivkurs gibt es den letzten Schliff für unsere Lieder, die wir am Abend aufführen wollen. Als besonderen Höhepunkt des SWWS hatte Smatjes nämlich entschieden, dass wir unsere Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentieren. Wir ziehen mit unseren „Kannen“ und dem Equipment zum Blankenburger Schloss. Es ist baufällig und wird von einem Verein liebevoll restauriert. Schon seit vielen Jahren sammeln sie dort Spenden und führen Veranstaltungen durch. Der Erlös ist für die Renovierung des Schlosses bestimmt. Dort bekommen wir erst einmal ein zünftiges Abendbrot mit einer leckeren Suppe, einer dicken Brühwurst und gut belegten Brötchen. Insgesamt kommen fast 80 Zuhörer zu unserem Konzert.
Die Resonanz ist super und wir sind stolz auf unseren Beitrag. Alle Gruppen präsentieren ihr Gelerntes und auch die Dozenten spielen auf. Wir spenden den Erlös unseres Konzerts zugunsten der Renovierung des alten Schlosses.
Von dort oben hat man einen wunderschönen Ausblick auf das nächtliche Blankenburg.
Zurück am Kloster Michaelstein treffen wir uns zum letzten Abend. In der Remise wird gefeiert und gelacht bis weit in die Nacht hinein. Viele Teilnehmer haben aus ihrer Heimat Ess- und Trinkbares mitgebracht: Wurst, Bier, Kräuterschnaps, Salzgebäck uvm.... Erst weit nach Mitternacht gehe ich ins Bett. Günter muss leider noch in der Nacht zurück nach Schleswig.
Wir bekommen eine Stunde „geschenkt“, weil die Sommerzeit umgestellt wird. Nach einem Katerfrühstück helfen wir beim Einpacken. Erst wird die Remise ausgeräumt, dann ToKos Werkstatt. Alles wird im Sprinter- Kastenwagen verstaut.
Dann heißt es Abschied nehmen- vielleicht bis zum nächsten Jahr.
Unser Dank gilt Smatjes mit seiner Familie für das Ausrichten des Workshops und ToKo für den kostenlosen Check unserer Instrumente und die ständige Bereitschaft zur Beratung und Hilfe. Unsere Lehrer haben uns sehr bereichert und wir haben auch voneinander viel gelernt.
Eine schöne, intensive Zeit mit viel neuer Erfahrung im Sax Bereich aber auch netten zwischenmenschlichen Begegnungen geht zu Ende.
Euch allen Danke dafür!
Martin
p.s. meine Photos waren nicht konkurrenzfähig