C-Melody oder C-Tenor, was sind das für Saxophone?

Buscher C-TenorAuf Saxwelt.de möchten wir nun versuchen, euch das C-Melody oder auch C-Tenor Saxophon näher zu bringen. Ihr findet hier einen Überblick über die Geschichte des C-Melodys, wer hat ein C-Melody gespielt und wer spielt ein C-Melody heute? Wir möchten versuchen, euch anhand von beschriebenen Merkmalen und Bildern den optischen Unterschied des C- Melodys zu den anderen Bauarten zu erklären und ihr könnt euch hier verschiedene C-Melodys anhören.

Nicht nur der Unterschied zu den Bauarten Alto und Tenor wollen wir hier aufzeigen, sondern auch den Unterschied bei den C-Melodys selber wollen wir hier erklären und aufzeigen.

Con Chu Berry C-MelodyZiel soll es sein, das C-Melody bei seinem gerade begonnenem Comeback zu unterstützen und euch zu zeigen, wie wunderschön diese Saxophone aussehen und klingen. Ich bin dabei sehr froh darüber, dass ich Anke kennen gelernt habe, die sich als "mos" um die ständige Erweiterung der C-Melodyseiten kümmert und immer neue Informationen bereit stellt. Für die Aufteilung der Seiten und das Bereitstellen der Bilder und Dateien zeichne weiterhin ich verantwortlich. Bei Fragen zu den Inhalten seid ihr bei mos gut aufgehoben. Und da die Inhalte mit der Zeit immer mehr wurden, haben wir uns entschlossen, statt einer Seite, nun eine ganze C-Melody Sektion auf Saxwelt hinzuzufügen.

Mos ist dafür verantwortlich, dass sich seit dem Start von Saxwelt am 09.07.2003, die C-Melodyspieler vervielfacht haben. Die Preise sind seitdem um etwa 100% gestiegen und die Nachfrage hält weiterhin an. Sogar eine Neuauflage wurde diskutiert. Bisher noch ohne Erfolg, da sich kein Hersteller findet. Noch!

 

 


 

 

Woran erkenne ich ein C-Melody?

 

  • Am einfachsten ist es natürlich, wenn man es anspielen kann.
  • Unverkennbares Merkmal: Über dem Daumenhalter ist der Buchstabe "C" eingraviert. Dies ist aber leider nicht immer der Fall, besonders nicht bei Stencils.
  • ein C-Melody Saxophon ist ohne Neck und Endplug ca. 61 cm (24" inch) lang. Dies wird gerade runtergemessen, ohne irgendwelche Bogenverzierungen (z.B. Buescher-Finne).
  • Ein C-Melody Sopran Saxophon (gerades) ist ca. 56 cm (22" inch) lang. Zum Vergleich, ein gerades Sopran ist ca. 65 cm (25,5" inch), ein Alto ist ca. 56 cm ( 22" inch) und ein Tenor ca. 75 cm (29,5 " inch) lang. Siehe Bild unten.

Saxparade

V.l.: Alto Keilwerth SX90R Anni Bj.: 2000, C-Melody Buescher Bj.: ca. 1915/20, C-Melody Conn "Chu Berry" straight Neck Bj.: 1925, Tenor Keilwerth SX90R Shadow Bj.: 2004

C-Sopran

V.l.: Expression Sopran 2000Pro, King C-Sopran

  • Das C-Melody sieht im Vergleich zu einem normalen Vintage Tenor gedrungener aus. Der S-Bogen sieht irgendwie zu groß für dieses Saxophon aus.
  • Der hintere Rand des Bechers liegt auf gleicher Höhe mit dem G# Drücker des kleinen linken Fingers. Wenn man frontal auf das Saxophon schaut, wird fast der ganze Tisch für den linken kleinen Finger verdeckt. Bei einem Tenor liegt dieser Rand etwas weiter unten in Höhe des Bb Drückers und man sieht mehr von diesem Tisch. Siehe Bilder unten.

 

Vergleich Frontansicht

Tenor (links): Man sieht eigentlich den kompletten Tisch für den linken kleinen Finger.

C-Melody (rechts): Fast der komplette Tisch für den linken kleinen Finger ist verdeckt, man kann nur Reste des G# Drückers sehen.

 

Vergleich Seitenansicht

Tenor (Foto unten): Hinterer Rand des Bechers liegt auf Höhe des Bb Drückers des Gurtringes, liegt deutlich unterhalb des Tisches für den linken kleinen Finger.

C-Melody (Foto oben): Hinterer Rand des Bechers liegt auf gleicher Höhe mit dem G# Drücker des Gurtringes, liegt auch auf Tischhöhe des linken kleinen Fingers.

 

  • Der Durchmesser des Bechers ist weniger als 12,7 cm (5" inch).
  • Der Ring für den Gurt liegt ziemlich hoch, meistens in einer Linie mit dem Tisch für die linke Hand. Beim Tenor ist dieser Halter weiter unten angebracht.
  • Die meisten C-Melodys haben das aux-F# direkt oberhalb des Daumenhalters. Bei einem Tenor liegt diese Klappe mehr seitlich.
  • Der Koffer eines C-Melodys ist ca. 66 cm (26" inch) lang. Ein Tenorkoffer ist um einiges länger.

 

Dies sind alles lediglich Anhaltspunkte. Sie treffen nicht immer 100 % zu, geben einem aber eine gute Möglichkeit ein C-Melody zu erkennen.

Soundbeispiele I

  • C-Melody Conn Straight Neck New Wonder II mit Alto Mundstück
  • C-Melody Conn Straight Neck New Wonder II Mit Tenor Mundstück
  • C-Melody American Professional (Buescher Stencil) Schwanenhals mit Berg Larsen HR 115/0 M Mundstück.
Die Soundfiles stammen von Alan Tucker und ich durfte sie auf Anregung von Mos auf Saxwelt vorstellen.

Soundbeispiele II

  • Diese kurzen Soundfiles sind ein direkter Vergleich zwischen einem C und einem Bb soprano. Es ist etwas von Rachmaninoff. Beide Soprane sind Buescher Modelle aus dem Jahre 1927.
  • Buescher bflat Sopran
  • Buescher C-Sopran

Diese Beispiele stammen von Paul Lindemeyer www.lindemeyer.com einem Profi-Saxer aus den USA, der uns diese zur Verfügung gestellt hat.

Unterschiede der C-Melodys selber

Es gibt aber nicht nur offensichtliche Unterschiede zu den "üblichen" Bauformen Alto und Tenor, sondern wie zu sehen ist, unterscheiden sich auch die C-Melodys selber noch einmal.

Es gibt von Conn C-Melodys mit geradem S-Bogen, dem sog. "straight Neck", mit und ohne Microtuner, und es gibt sie mit dem gebogenem S-Bogen "Schwanenhals". Teilweise gibt es diese Saxophone auch mit Schwanenhals und Microtuner (z.B. Conn und Kohlert). Diese Modelle wurden vermutlich auf Kundenwunsch angefertigt. C-Melodys mit straight neck gibt es meines Wissens nach von Conn in den New Wonder I II Serien und von Kohlert.

S-Bogen Straight Neck

Wurlitzer (Buescher Stencil)

C-Meldoy S-Bogen Conn mit Microtuner
Abbildung eines C-Melodys mit geradem S-Bogen. Abbildung eines C-Melodys mit gebogenem S-Bogen Conn C-Melody mit gebogenem S-Bogen und Microtuner

 


 


 

 

 

 

 

C-Melody Saxophone

Über den Aufstieg und den Fall der C-Melody Saxophone existieren einige verschiedene Versionen. Ein paar von ihnen sind wahr, andere sind schlichtweg Mythen. Es ist leider eine Tatsache, dass die in den 20iger und 30iger Jahren sehr beliebten C-Melody Saxophone in den meisten Büchern über Saxophone nur eine kurze Erwähnung finden. Leider findet man auch bei sehr intensiver Suche nur wenig Informationen über diese hervorragenden Instrumente. Sie werden einfach als "unglücklicher" Versuch abgetan. Ich finde zu Unrecht.

 

 

Adolphe Sax

Adolphe Sax, der Erfinder des Saxophons, war natürlich auch der Erfinder des Saxophons in C, des C-Tenor bzw. C-Melody. Es gibt Leute, die darauf beharren, dass Adolphe Sax mit den C-Melodys nichts zu tun hatte und diese erstmalig in den USA entstanden seien. Das ist schlichtweg falsch.

Adolphe Sax erstes Saxophon war ein Bass in C. Er brachte die ersten C-Tenöre (Melody) so zwischen 1856-1886 raus. Mindestens 4 davon existieren noch:

  • 1 in der Greenleaf Collection in Interlochan, Michigan

  • 1 in der University of Michigan in Ann Arbor

  • 1 in Frankfurt, Deutschland

  • 1 in St. Petersburg, Russland

Da sich diese Instrumente nicht wie von Sax erwartet, in Orchestern durchsetzten, entwickelte er die Bb- und Es-Instrumente, die besser zu Militärblaskapellen passten. Damit hatte sich das C-Melody in Europa nicht durchsetzen können. Dennoch gab es später, heute nicht unbekannte Hersteller, die trotzdem C-Melodys produzierten.

Bei europäischen Herstellern sind mir Selmer, Kohlert, Oscar Adler und Couesnon bekannt, was natürlich nicht bedeutet, dass es keine anderen Hersteller gab. In Europa haben sich diese Saxophone leider nie großer Beliebtheit erfreut, ganz im Gegensatz zu Amerika, hier erlebte das C-Melody geradezu einen Hipe der allerersten Güte.

  • ca. 1856 - 1886 erstes C-Tenor von Adolphe Sax
  • ca. 1900 erstes C-Tenor von Conn USA
  • ca. 1920 erstes straight Neck von Conn
  • ca. 1935 Einstellung der Baureihe C-Melody in den USA
  • ca. 1960 Versuch der Wiedereinführung durch Vito fehlgeschlagen
  • ca. seit Ende der 90er Jahre steigender Wert der C-Melody's
  • Seit ca. Anfang 2000 produzieren einige Hersteller Koffer und Mundstücke wieder in Serie und nicht nur auf Bestellung
  • ca. seit 2003 übersteigen die Preise der C-Melodys teilweise die Preise für Altos
  • seit 2005 haben die C-Melodypreise die Preise für Alto Saxophone überholt. Teilweise erreichen sie bereits das Preisniveau der Tenöre
  • Seit Mitte 2005 wird ein C-Melody MPC für Microtuner angefertigt
  • Ende 2005 haben einige C-Melody Modelle die Tenorpreise erreicht
  • 2007 ein modernes C-Melody wird von der Firma Aquilasax in Neuseeland hergestellt.

 

 

 


 

 

Das C-Melody in den USA

Das erste C-Tenor amerikanischer Hersteller hat vermutlich die Firma Conn ca. 1900 herausgebracht. Conn, Martin, Buescher und Holton waren die Hauptproduzenten dieser Saxophone. Sie haben auch diverse Stencils und Second-Lines herausgebracht. Das heißt, andere Saxophonfirmen haben diese Saxophone bei Conn etc. produzieren lassen und unter ihrem Namen angeboten.

Conn brachte Anfang der 20iger Jahre das Straight Neck C-Tenor raus ( ca. ab Seriennummer #60.xxx). Die Curved Necks (Schwanenhals) wurden weiter an den Stencil und Second-Lines benutzt oder auf besondere Bestellung auch an Conns. Das Straight Neck hat einen geraden S-Bogen mit Microtuner (vergleichbar mit einem Alto S-Bogen). Conn ist meines Wissens nach der einzige amerikanische Hersteller, der ein Straight Neck C-Melody produziert hat. Diesen Saxophonen wird der beste Klang und die beste Intonation nachgesagt.

Nach dem 1 Weltkrieg entdeckten die amerikanischen Hersteller den Normalbürger als Kunden. Die Es und Bb Saxophone wurden fast ausschließlich von professionellen Musikern gespielt. Findige Produzenten entdeckten aber sehr schnell das sehr große Potential, das sie durch die Herstellung von C-Melody Saxophonen und durch geschicktes Marketing und erstklassige Verkaufsstrategien erreichen könnten.

Die Vorteile, dass man C-Melodys sofort mit allen klingenden Instrumenten zusammen spielen konnte, wurden schnell erkannt und werbewirksam vermarktet. Jeder konnte sehr schnell mit anderen zusammen musizieren, ohne viel Ahnung von Musik zu haben und ohne transponieren zu müssen. Ein wahrer Hipe brach an, der bis in die Mitte der 30 Jahre reichte. Zu dieser Zeit wurden C- Melody Saxophone als C-Sopranos und C-Tenöre hergestellt, wobei die Produktion der C-Tenöre überwog. In der Zeit von 1910 bis teilweise in die 20er Jahre wurden sogar mehr C-Melodys als Bb Tenöre verkauft. Das C-Melody Saxophon war die erste Saxophonbauart überhaupt, die über den Sear-Roebuck Versandhauskatalog bestellbar war.

Die Prohibition war diesem Hipe sogar sehr förderlich. Man amüsierte sich zu Hause mit Freunden bei einem Gläschen Selbstgebrannten und mit Hausmusik. In den Kirchen wurden sie auch sehr viel eingesetzt. Die C-Melodys waren so ausgelegt, dass sie nicht so laut wie ein Alto oder Tenor waren. Dies hatten den Hintergrund, dass sie meistens nur mit einem Piano oder einer Orgel begleitet wurden und sich nicht in einer Big Band durchsetzten mussten. Mit einem originalen C-Melody Mundstück wird das oft sehr deutlich. Man hat das Gefühl, das Instrument sei irgendwie im Klang gedämpft. Tauscht man das Mundstück gegen ein modernes aus, erlebt man ein komplett neues Instrument. Der wirtschaftliche Aufschwung in den 20igern ließ die Verkaufzahlen in die Höhe schnellen. Die Leute wollten sich diesen kleinen Luxus gönnen, und so stapelten sich die C-Melodys bald als weihnachtlicher Verkaufsschlager unter den Weihnachtsbäumen. Der schlechte Ruf der C-Melody Saxophone ist nicht auf ihre Verarbeitung zurück zu führen. Ganz im Gegenteil, diese Saxophone wurden mit der gleichen Sorgfalt, den gleichen Materialien und dem gleichen Know How hergestellt wie ihre Bb- und Es-Verwandten. Es ist nicht wahr, dass diese Saxophone qualitativ minderwertiger waren als die Bb- und Es-Versionen.

Wahr ist allerdings, dass die Spieler überwiegend Amateure waren und die Saxophone dementsprechend nicht richtig beherrschten oder sie auch sehr oft in  Bierlaune gespielt wurden. Später wurden diese Saxophone leider sehr oft absolut unprofessionell und mit den billigsten Materialien überholt, was dem Klang dieser Instrumente beim besten Willen nicht gut tat. Kein Saxophon klingt gut, wenn es dilettantisch überholt wurde! Daraus resultierte in der Öffentlichkeit die Meinung, diese Saxophone taugen nichts. Ein fataler Trugschluss!

Mit dem Ende der Prohibition und dem Beginn der großen Depression in den 30iger Jahren ebbte die Beliebtheit dieser Saxophone rapide ab. Professionelle Musiker und ernsthafte Musikstudenten hatten für C-Melodys nichts übrig. Die Privatleute hatten kein Geld mehr, sich diesen  Luxusartikel zu leisten. Die Konsequenz daraus war, dass die Firmen die Produktion dieser Ladenhüter aus Kosteneinsparungs- und Überlebensgründen einstellten. Die letzten C-Melodys wurde ca. 1935/1936 hergestellt. Danach verschwanden sie auf Speichern, in Kellern, Schränken und in Pfandhäusern und gerieten fast in Vergessenheit, was für uns heute von großem Vorteil ist. Die meisten C-Melody Saxophone sind sehr gut erhalten. Das Finish ist meistens nahezu perfekt und sie haben auch kaum Beulen, Dellen etc.

Die Firma Vito versuchte in den 60igern das C-Melody noch einmal aufleben zu lassen, mit modernerer Applikatur und verändertem Aussehen.

Diese Saxophone wurden von Leblanc bei der Firma Beaugnier in Frankreich gebaut und waren von sehr guter Qualität (Profisaxe). Der Instrumentenbauer Beaugnier war für seine qualitativ sehr hochwertigen Saxophone bekannt und geschätzt. Er wird häufig mit Selmer und SML verglichen. Selmer war übrigens in der gleichen Straße.

Sie unterschieden sich optisch von den alten Saxophonen. Auffälligster Unterschied ist: Das Vito ist ca. 4-5 cm länger, ca. 65 cm (ohne S-Bogen) als die Vintages und es hat einen geraden S-Bogen. Der Becher ist ca. 3 cm kürzer als bei einem Vintage. Der Außendurchmesser des Bechers ist ca.13,7 cm, bei einem Martin z.B. nur 10,5 cm. Es war auch ein ziemlich schweres Saxophon, ca. 2,7 kg. Die Vintage C-Melodys wogen so ca. 2,1 - 2,5 kg. Leider wurde es damals von der Öffentlichkeit nicht angenommen, es wurden nur ca. 22 Stück verkauft, woraufhin Vito die Produktion einstellte.

Die meisten C-Melody Saxophone (ca. 90 %) hatten ein matt silbernes Finish mit hochglanzpolierter versilberter Mechanik und Klappen und einem glänzenden vergoldeten Innentrichter. Wenige waren matt versilbert und hatten hochglanzpolierte vergoldete Klappen und Mechaniken. Noch seltenere Modelle waren die matt vergoldeten, mit hochglanzpolierten vergoldeten Klappen und Mechaniken. Die Economy-Modelle von damals, die eher billig im Finish waren (bare brass oder vernickelt, goldlack) sind heute noch seltener zu bekommen. Das kommt daher, da sie damals kaum einer gekauft hat, ganz nach dem Motto, wenn schon, denn schon.

Einige C-Melody's findet Ihr hier:

Die absolut meisten C-Melody's gibt es derzeit von Conn. Lyon&Healy, Buescher und Holton folgen mit Abstand dahinter. Von Martin sind C-Melodys deutlich seltener zu finden. Wurlitzer hat seine Saxophone in der Regel von Conn, Buescher und Martin bezogen und man findet, wenn man denn ein Wurlitzer findet, fast nur C-Melodys.

 

 

 

 


 

 

Das Comeback

Der Dornröschenschlaf dieser Saxophone hat fast 50 Jahre gedauert. Wenn man die Verkäufe (z.b. Ebay) und die Preise bei Saxophonhändlern über die letzen paar Jahre verfolgt hat, kann man zweifelsfrei feststellen, dass sich die C-Melodys wachsender Beliebtheit erfreuen, und das ist auch gut so. Immer mehr Saxophonisten entdecken dieses wunderbare aber verkannte Instrument wieder. Viele Sammler versuchen eher ein paar gute C-Melodys zu bekommen, ehe sie ihre Sammlung mit Es oder Bb Instrumenten vervollständigen. Dies liegt unter anderem auch an der vergleichbar geringen Stückzahl. Es wurden zwar sehr viele Instrumente damals innerhalb kurzer Zeit produziert, aber die Produktion wurde komplett eingestellt. Alles in allem wurden ca. 170.000-200.000 C-Melody Saxophone und nur ca. 20.000 - 40.000 C-Soprane hergestellt, was im Vergleich zu hergestellten Bb- und Es-Modellen verschwindend gering ist. Es sind also richtige Raritäten, genau wie die Basssaxophone, wobei man das Glück hat, dass sie meistens noch sehr gut erhalten sind.

Man wird vielleicht fragen, wie wir auf die Zahl kommen. Wenn man in den alten Katalogen der Big 4 sucht, ab wann sie C-Melodys mit ins Sortiment genommen haben und dann von einem Bauende von ca. 1935 ausgeht, hat man schon mal die Zeitspanne.

Wenn ich jetzt die Anzahl der gesamten produzierten Instrumente dieser Zeit nehme, habe ich schon mal einen guten Ansatz. Wobei manche Hersteller in ihren Seriennummernlisten alle Bandinstrumente (Holz und Blech) zusammengefasst haben. Ca. 2/3 der Gesamtproduktion entfiel auf Alto und Tenor Saxophone. Das letzte Drittel auf C-Melody, Sopran, C-Sopran, Bariton etc. Nimmt von diesem Drittel den größeren Teil, so kommt man auf diese Zahl. Mir ist zwar klar, dass sie nicht 100% stimmt, aber es kommt dem Ganzen schon sehr nahe.

In manchen Artikeln liest man, dass es C-Melody Saxophone wie Sand am Meer gäbe. Das halte ich persönlich für nicht wahr. Es wurden zwar recht viele in kurzer Zeit produziert, aber dann war Ende. Es gab keinen Nachschub mehr. Alle anderen Bauformen wurden teilweise bis heute millionenfach hergestellt (Alto/Tenor), C-Melodys nicht. Wenn man eins hat, sollte man gut darauf aufpassen. Es ist nicht nur ein wunderbares Instrument, sondern auch ein Sammlerstück. Dies bemerken immer mehr Saxophonspieler. Man kann es an den Preisen für C-Melodys über die letzten Jahre verfolgen.

Die Industrie hat auch das wachsende Interesse an diesen Instrumenten bemerkt. Früher war es sehr schwer, Mundstücke oder Reeds für diese Saxophone zu bekommen, heute gibt es mindestens sechs Hersteller, die wieder Mundstücke ins Programm aufgenommen haben (z.B. Zinner, Runyon, LeBlanc, Morgan). HWP, hier auf Saxwelt tätig, fertigt auf Anfrage reine C-Melodymundstücke. Meistens kann man sie mit normalen Tenorreeds spielen. Die neuen Mundstücke geben den C-Melodys einen offeneren klareren, lauteren Klang. Es ist definitiv ein Instrument, das dem Spieler sehr viel Variationsfreiheit lässt. Klingt es in den tieferen Lagen fast wie ein Tenor, so hört es sich in den höheren Lagen eher lyrisch wie ein Alto an. Je nachdem, mit welchem Mundstück man es spielt, kann man es mehr in die eine oder andere Richtung bringen. Man kann diese Saxophone auch sehr gut mit einem Alto oder Tenor Mundstück spielen. Ein Alto Mundstück ist ca. in A gestimmt, ein Tenor in G, das C-Melody liegt mit G# genau dazwischen. Man kann diese geringe Differenz sehr gut mit dem Ansatz und der Position des Mundstückes auf dem Kork ausgleichen. Am Besten funktioniert es allerdings mit einem Tenormundstück.

Eine kleine Anmerkung zu den Mundstücken. Alte originale C-Melodymundstücke spielt man am besten mit Bass-Klarinetten Reeds. Es ist zwar ein Kompromiss, aber es passt am besten. Alto Reeds sind oft zu schmal und Tenor Reeds oft zu lang.

Wenn man ein C-Melody mit einem modernen Mundstück spielen möchte, dann sollte man darauf achten, dass es eine geringe Einlaufwölbung und eine mittlere bis große Kammer hat. Diese Konstellation passt am besten zur Bauweise der Saxophone.

Bei C-Melodys mit einem Microtuner ist die ganze Sache etwas schwieriger. Dadurch, dass man das Mundstück nicht so weit auf den Kork schieben kann, sollte es eine maximale Gesamtlänge von 90-92mm haben.

Es gibt auch wieder Firmen, die spezielle Koffer für diese alten Saxophone herstellen (z.B. DEG und Allied). Dies würde bestimmt nicht geschehen, wenn kein Markt für diese Saxophone da wäre.

Meine persönliche Meinung ist, dass man diesen Saxophonen Unrecht tut. Sie gehören für mich genauso in die Aufzählungen von Saxophonen wie ein Sopran, Alto, Tenor oder Bariton. Sie verdienen auch ganz gewiss ihren Platz unter den begehrten Vintages aus den 20iger und 30iger Jahren. Es sind wunderbare Instrumente, die irgendwann einmal ganz verschwunden sein werden, weil ihre Anzahl stetig abnimmt. Es gibt einfach keinen Nachschub mehr. Ich habe ja insgeheim immer noch die Hoffnung, dass irgendein Hersteller die C-Melodys wieder aufleben lässt.

Diese Zahl mit knapp 200.000 Stück ist eine Schätzung. Sie bezieht sich auf die gesamte Zeit seit der Erfindung des Saxophones und verteilt sich auf sämtliche Hersteller. Alt und Tenor wurden bis heute millionenfach produziert, da ist 200.000 wahrlich eine enorm kleine Zahl. Wenn man davon ausgeht, dass viele dieser Saxophone zerstört wurden, werden C-Melodys zukünftig zu begehrten Sammlerstücken werden.

 

 

 

 


 

Berühmte Saxophonisten, die C-Melody gespielt haben:

An erster Stelle werden hier Frankie "Tram" Trumbauer und Rudy Wiedoft genannt. Besonders Tram hat dieses Instrument sehr gerne gespielt, es existieren sehr viele Aufnahmen von ihm.

Stump Evans war auch ein Saxophonist, der sehr gerne zum C-Melody gegriffen hat. Viele Jazz-Saxophonisten haben mit einem C-Melody angefangen, z.B. Lester Young, Coleman Hawkins und Charlie Ventura.

Bei Lester Young scheiden sich die Geister. Es gibt Veröffentlichungen, wo geschrieben steht, dass er auf einem C-Melody angefangen hat. Es gibt aber auch Veröffentlichungen, wo geschrieben steht, er hätte auf einem Alto angefangen. Da man dies vermutlich nie zu 100% klären können wird, haben wir ihn in die Aufzählung mit aufgenommen.

Es gibt aber auch eine immer länger werdende Liste von "modernen" Saxophonisten, die dieses Instrument für sich entdeckt haben. z.B.

  • Joe Lovano
  • Dave Pietro
  • Scott Robinson
  • Anthony Braxton
  • Gary Regina
  • Jan Garbarek
  • Johnny Dankworth

Einige Saxophonisten früher:

  • Frankie "Tram" Trumbauer(1901-1956)
  • Benny Carter (1907-2003)
  • Rudy Wiedoeft (1893-1940
  • Stump Evans (1904-1928)
  • Lester Young (1909-1959) (siehe Anmerkung)
  • Charlie Ventura (1916 - 1992)
  • Coleman Hawkins (1904-1969)
  • James Eugene "Rosy" McHargue (1902 - 1999)

Einige Saxophonisten heute:

  • Joe Lovano
  • Dave Pietro
  • Scott Robinson
  • Anthony Braxton
  • Gary Regina
  • Jan Garbarek
  • Johnny Dankworth


 



C-Melody oder C-Tenor, was sind das für Saxophone?

Erst einmal vorweg, C-Melody oder C-Tenöre sind das Gleiche. Die Auffassung, dass ein in C gestimmtes Saxophon mit gebogenem S-Bogen ein C-Tenor und eines mit einem geradem S-Bogen ein C-Melody ist, ist schlichtweg falsch. Auch das Märchen, es sei ein Tenorsaxophon in C gestimmt und heißt deswegen C-Tenor, ist Unsinn. Ihr habt damit ein eigenständiges und völlig unabhängiges Sax. Dass ein in C gestimmtes Saxophon immer seltener wird, ist dagegen richtig. Die Beliebtheit dieser Instrumente steigt und somit auch deren Preise. Es ist heute bereits kaum ein Unterschied bei den Preisen zwischen einem Alt und einem C-Melody auszumachen. Tenorsaxophone liegen noch teilweise preislich deutlich höher. Dies wird sich jedoch in absehbarer Zeit ändern. (Vorstehender Satz wurde im Juni 2004 verfasst, mittlerweile sind die Preise für C-Melody Saxophone an den Preisen für Altos deutlich vorbei gezogen. Teilweise erreichen sie bereits Tenorpreise (editiert von Smatjes Juni 2005).

 Ein C-Melody ist ein Saxophon, das in C gestimmt ist. Es ist also kein transponierendes Instrument, sondern ein klingendes Instrument. Das heißt, wenn man ein C greift, erklingt auch ein C. Man kann also mit allen klingenden Instrumenten (Klavier, Gitarre etc.) zusammen spielen, ohne die Noten transponieren zu müssen. Klanglich liegt es zwischen einem Alto und einem Tenor, wobei es allerdings mehr Richtung Tenor geht.

Hergestellt wurden C-Melodys von allen namenhaften Herstellern wie Conn, Buescher, Martin, King, Lyon&Healy, Frank Holton sowie auch von Kohlert, Selmer, Adler etc., aber auch von vielen nicht so namenhaften Herstellern oder Firmen, die diese bei o.g. produzieren ließen und dann unter ihrem Namen vertrieben. Dies sind dann so genannte Stencils.

Aber um die Frage "Was ist ein C-Melody Saxophon?" abschließend zu beantworten: Ein C-Melody oder C-Tenor ist ein Saxophon in C. Nicht mehr und nicht weniger! Es ist kein C-Tenor! Ein Sopran heißt auch nicht C-Melody. C-Melody ist ein Saxophon, wie das Tenor, Alto, Sopran oder Bariton etc.

 

 

 

 

 


 

Ein neues C-Melody?

Le Blanc hat in den 60er Jahren versucht, ein modernes C-Melody zu bauen. Dies ist leider komplett daneben gegangen. Nach nur 21 verkauften Instrumenten wurde die Produktion eingestellt. Wie viele C-Melodys damals tatsächlich produziert wurden, weiß man nicht. Nicht einmal die Firma selber hat Unterlagen darüber aufbewahrt. Aufgrund der schlechten Intonation und Ansprache des Instrumentes blieb die Nachfrage gering. Seitdem hat es kein Hersteller mehr versucht, ein C-Melody zu bauen.

In den letzten Jahren steigt jedoch die Nachfrage nach C- Melodys. Mangels Alternativen werden daher die Vintageinstrumente nachgefragt. Der Preisanstieg bei den gebrauchten C-Melodys ist daher enorm. Wie weiter oben bereits erwähnt. Sie haben mittlerweile die Preise für Alto übertroffen. War vor einigen Jahren ein C-Melody von Conn noch für ein paar hundert Euro zu finden, ist heute kaum mehr eines unter 1.000,- € aufzutreiben.

 

Steve Wedgwood aus Neuseeland wagt den Neustart der C-Mel's. Sie werden unter dem Label Aquilasax verkauft werden. Die Planung läuft schon recht lange. Ihr voran ging die Befragung von vielen C-Melodyspielern, was sie gerne an einem neuen, modernen C-Melody anders oder gerne besser hätten. Aus diesen ganzen Wünschen hat er versucht, die meisten in die Tat umsetzen zu lassen. Die C-Melodys werden in China produziert. Was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Mittlerweile kommen eine ganze Reihe von Saxophonen aus China. Der Preis des Grundmodells (Goldlack/curved Neck) C-Melodys soll bei ca. 700 US$ liegen. Was ist neu am modernen C-Melody?

  • Die Mechanik ist moderner ausgelegt und angenehmer zu greifen
  • Der Ring für den Gurt ist an einer besseren Stelle angebracht und ausbalanciert
  • Es wird eine schmalere Röhre haben, als die Vintages
  • Geliefert wird es mit einem gebogenen Hals, ein gerade ist auf Wunsch lieferbar
  • Die Intonation soll der, moderner Saxophone entsprechen
  • Es wird bis hoch F# gehen
  • Verstellbarer Daumenhaken
  • Es wird einen underslug Oktavmechanismus haben

Es wird das Sax in folgenden Finishs geben:

  • Goldlack
  • Goldlack mit vernickelter Mechanik
  • versilbert
  • versilbert mit goldlack Mechanik
  • vernickelt
  • vernickelt mit goldlack Mechanik
  • schwarz mit vernickelter Mechanik
  • mit und ohne Gravur
  • verschiedene Gravuren möglich

 

 

  1. Am 6. Oktober 2006 unterschrieb Steve die Bestellung für erst einmal 100 moderne C-Melodys.

  2. Am 7. Dezember 2006 wurde der Korpus und der Becher gefertigt, die moderne Mechanik fehlte noch.

  3. 19. März 2007, der erste Prototyp ist fertig, um auf Herz und Niere geprüft zu werden

  4. 23. März 2007, das Sax wurde getestet. Änderungen an der Mechanik, zum angenehmeren Spielen, in Auftrag gegeben.

  5. Die Produktion ist für Juni fest geplant.

  6. 06. Juli 2007, alle Teile für die ersten 100 C-Melodys sind produziert. Jetzt werden sie, je nach Bestellung, lackert, versilbert, vernickelt, graviert etc. Voraussichtlicher Auslieferungstermin August 2007.

 

Ich bin schon sehr gespannt und kann kaum abwarten, wie das moderne C-Melody wohl sein wird. Die Entwicklung des modernen C-Melody hat auch für die Vintage C-Melodys positive Effekte. So produziert AquilaSax Mundstücke, Gigbags, Reeds und sogar gerade und gebogene Necks! Wer Interesse an einem modernen C-Melody hat, sollte Steve eine Mail schicken.

Heute steht fest, auch dieser Versuch ist als mißlungen anzusehen. So bleibt immer noch der Griff zu den Vintagesaxophonen, um ein gutes C-Melody zu bekommen.

 

 

Zuletzt aktualisiert am Samstag, 19. Juli 2014 22:46

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