Den Ansatz finde ich auch spannend, ChrisDos.

Mich interessieren Massenphänomene sehr, speziell die Intelligenz der Masse.

Hier scheint es sich um ein Phänomen zu handeln, dass man eher 'Dummheit der Masse' nennen könnte. Die Masse Menschen war nicht in der Lage, das kommende Unglück zu kommunizieren und hatte keinerlei Verhalten parat, darauf reagieren zu können. Ein mir bisher in der Natur nicht bekanntes Phänomen. Die Schwärme, die ich beobachte, scheinen das besser im Griff zu haben.

Nun ist das Schwarmverhalten der Menschen in diesen Größenordnungen ein ganz ganz junges Phänomen. Public Viewing, die Loveparades und andere Großveranstaltungen zeigen, dass der Wunsch, im Schwarm aufzugehen, größer geworden ist. Woher mag das kommen? Aus dem Ende der Großfamilie? Dem Wunsch, sich nicht mehr fest an eine kleine Gruppe (Familie, Ehe, Betrieb) zu binden und freier schwingen zu wollen? Einem neuen Gefühl der Verbundenheit über den kleinen Lebensmittelpunkt hinaus durch Medien wie das Internet?

Das sind vielleicht alles Punkte, die das neue Verhalten beeinflussen.

Da es nun ein tatsächlich neues Verhaltensmuster ist (zumindest in diesen Größenordnungen), will das geübt sein. Und beim Üben passieren Fehler. Es fehlen Erfahrungen auf dem Gebiet. Vielleicht fehlt sogar ein Spezialist für Schwarmmechanik, der sofort kritische Punkte im Gelände hätte erkennen können. Mit der Mindestbreite von Fluchtwegen rechnet man ja schon, mir kommt das aber noch sehr rudimentär vor.

wo bleiben hier eigentlich die quellenangaben der alleswisser?


auch ne quelle

portal.gmx.net/de/themen/nachrichten/panorama/10900662-Loveparade-Zahlen-manipuliert.html

und das wurde schon am zweiten tag erwähnt - jedoch nur (zu)kleingeschrieben.

die zahlen ändern sich dadurch leider nicht - aber die behauptungen!!

@pue

"Ein mir bisher in der Natur nicht bekanntes Phänomen. Die Schwärme, die ich beobachte, scheinen das besser im Griff zu haben."

Lemminge?????

LG

Dreas

pue schrieb:
Das kannst du nicht ernst meinen?!
Massenversammlungen in diesen Größenordnungen sind alles andere als neu und jung.

Hierzulande muß ich nur in die 1980er Jahre blicken - Anti-AKW-Demos, Friedens-Demos - da waren ebenso große Massenbewegungen aktiv, und natürlich gab es da eben auch jenes Phänomen, daß die Masse selbst schon Teil der Botschaft, Teil des Ziels war. Viele DemonstrantInnen fanden Gefallen an der Demo selbst als einer Art Wallfahrt zu intensiven Begegnungen mit eigenen Gefühlen und Gefühlen anderer Menschen, wie sie sie nur in einer solchen Massenansammlung erleben konnten.

Und während der Nazis sind solche Massenbewegungen doch ganz gezielt "hergestellt" und die dabei entstehenden kollektiven Gefühle instrumentalisiert worden.

Regelmäßig befindet sich an der Kaaba in Mekka eine Massenbewegung ein, ähnlich geschieht dies an vielen anderen Orten der Welt, ich finde es überhaupt nicht neu, daß Menschen eine gewisse Sehnsucht nach Massenveranstaltungen haben.

Und ebensowenig neu ist die Angewohnheit, daß nach einer Katastrophe wie jetzt in Duisburg die Verantwortung für den tragischen Hergang ausschließlich nach außen "abgegeben" wird; scheint ja auch sicher zu sein, daß in der Planung und Durchführung eklatante Fehleinschätzungen und Entscheidungen getroffen wurden, ebenso ist zu fragen, warum sich offenbar viele Menschen nicht mehr genügend "ängstigen" sich freiwillig in einen so beengten Raum hineinzubewegen.

Gruß, Christoph

saxtune schrieb:


Nu' geht das Vorgerechne von vorne los....

Moin!


Wir haben hier auf Saxwelt diverse Sparten wo es nicht direkt um Saxophone oder Spielen geht.

Um ausweichen zu können, wenn es einmal nicht um die Tute geht!

Zu glauben dass es hier nur um Tuten zu gehen hat, ist eine Absage an Themen die den Menschen auch interessieren und auch ausmachen!

Es bleibt jedem überlassen seine Meinung darzustellen!


a) Die wirklich informierten über Ruhr2010 Meinung

b) Die erst hier Info sammelnde Meinung

c) Die grundlegend andere Meinung, je nach Wetterlage, ohne Rücksicht auf Verluste, immer eine direkte Beleidigung in der Tasche!

d) Die Philosophen Meinung

e) Die Verhaltensforscher Meinung

f) Die prozentual orientierte Mehrheitsmeinung

g) Die Thema ablehnende Meinung


Bei einigen Argumentationen, habe ich den Eindruck, dass der Tod erst dann begriffen wird, wenn er in der Nähe steht, und somit die heutige Meinung schon Morgen ein anderes Gesicht haben kann!

Das soll keine Klage sein, denn ohne Verdrängungsmechanismus hat es der Mensch schwerer als es gesund wäre!

Dennoch glaube ich, je cooler die Meinung, umso größer der Verdrängungsmechanismus, und geringer die Empathie zu anderen Menschen!



LG Hans

Danke, Hans!

Bluesgerd47

@Nanni
Danke für den Einwurf. Dem schließe ich mich an. Eine sachliche Diskussion ohne unter die Gürtellinie zu gehen ist netter.

@saxkai5
Ich habe es nicht studiert und auch keine Doktorarbeit darüber geschrieben. Ich weiß aber sehr wohl was Panik und Todesangst ist und mir ist der Vorgang eines Verkehrsunfall auch sehr präsent. Daher kenne ich die Unterschiede und glaube, einen durchaus kompetenten Blick darauf zu haben.

Was richtig ist, ich habe Fleischesser noch nicht mit zerquetschten Menschen in Zusammenhang gebracht.

Warum ich diese Vergleiche für Absurd halte habe ich weiter vor schon geschrieben.

In Kürze nochmal.

Kennst du das, du gehst irgendwo lang und hast das Gefühl du wirst beobachtet? Du glaubst da ist jemand und schaut dir hinterher. Panik kommt auf, wenn du dir sicher bist da ist jemand und wenn du bleibst wo du bist, wird er dich töten. Du hast nun Angst und läufst los. Blöd nur, das du dich auf einen freien Feld befindest und niemand sich verstecken könnte. Du kannst ihn nicht übersehen, wäre er da. Aber das nimmst du nicht mehr wahr, dein Instinkt beschränkt sich auf das weglaufen, nicht mehr auf das nachdenken. Das ist kein Fehlverhalten von dir und du bist nicht schuld wenn du über ein Loch im Boden stolperst und dir die Hand brichst.

Einem Unfall kannst du, sofern du ihn kommen siehst, ausweichen du hast es in der Hand noch schnell zu reagieren. Oder aber du hast ein Fehler gemacht warum der Unfall passiert. Du oder der andere ist Schuld weil du oder er einen Fehler gemacht haben.

Was nun die 21 Toten mit dem Fleischkonsum zu tun haben verschließt sich mir komplett!

Immer und überall ist mit dem Fehlverhalten der anderen zu rechnen. Das lernen wir schon in der Schule beim Verkehrsunterricht, während der Mofaprüfung und wieder während der Vorbereitung auf den Führerschein. Richten wir uns nicht danach, werde wir dafür bestraft.

Veranstalter, Stadt und alle die bei dieser Planung mitgewirkt haben, sie unterschrieben und befürwortet haben, haben dies komplett außer acht gelassen und sind dafür zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Menschen der Loveparade haben auf die Veranstalter und die vernünftige Planung dieser Veranstaltung vertraut. Es gab keinen Unfall und es hat auch niemand angefangen eine Wurst zu braten.
Die Menschen wollten weg und es gab nur eine Richtung. Die die hinten waren haben nicht gemerkt was vorne passiert und die die vorne waren, hatten viel zu oft nicht mehr die Möglichkeit sich mit eigener Kraft daraus zu befreien.

Hätte die Loveparade auf einen offenen Gelände, mit offenen Zugängen stattgefunden, hätte es diese Katastrophe niemals geben können. Und das ist der Fehler der den Veranstalter und den Planern etc. vorgeworfen werden kann und muss.

Keiner dieser Herren hat, auch nur im Ansatz, mutwillig Tote einkalkuliert. Eine Fahrlässigkeit ist ihnen aber mindestens vorzuwerfen.

hwp schrieb:

Hallo Hans,

ist das Finden von schuldigen Einzelpersonen nicht auch eine Form der Verdrängung? Damit können wir wieder zur Tagesordnung übergehen und wir müssen uns selbst keine unangenehmen Fragen stellen.
Wir könnten aus solchen Ereignissen weit mehr lernen.

Wie oft habe ich mich in Clubs schon geärgert über das Geschiebe, Gedrücke, Geschubse. Das ist doch kein Naturgesetz, sondern mangelndes Sozialverhalten.

Nach unserem Verständnis müssen Veranstalter mit diesem Verhalten rechnen und sich darauf einstellen. Das ist einerseits natürlich wichtig und richtig um Menschen zu schützen, andererseits ist es eine Kapitulation vor dem Egoismus des Individuums.

Was ist so schlimm an der Aussage, die Leute seien mit ihrem Geschiebe und Gedrücke mitverantwortlich? Rein physikalisch sind sie sogar alleinverantwortlich.

Wie gesagt müssen Veranstalter mit Fehlverhalten rechnen und mögliche Folgen minimieren. Trotzdem bleibt es Fehlverhalten.

Wenn an einer Supermarktkasse eine einreihige Schlange von 20 Leuten steht, passiert nichts. Wenn die Schlange 20 Leute breit und 100 Leute lang ist, werden die Vorderen fast erdrückt. Warum?

Intelligenz oder Dummheit der Masse?

Liebe Grüße

Chris

Zitat smatjes:Aber hoffentlich mit zerquetschten Tieren!
Lassen wir das - du willst oder kannst mich nicht verstehen.

Diese ganze Sache wird aber mal wieder - nicht nur hier - viel zu breit getreten. Ich bin froh, dass Kachelmann entlassen wurde, sonst gäb's keine anderen News. Jetzt sollen Morgen in ganz Deutschland die Fahnen auf Halbmast hängen. Das halte ich für völlig übertrieben.