Claire Daly  
 


 

 

   

Sie hat mittlerweile zum 4x den Down Beat Critics Poll Talent Deserving Wider Recognition Preis gewonnen und ist 2005 die Gewinnerin des Jazz Journalists Association Baritone Sax of 2005 Preises. Daly hat unter anderem für Aretha Franklin, James Brown, Joe Williams, and Rosemary Clooney gespielt. Auch Ex-Präsident Clinton gehört zu ihren Fans. Sie hat neben 3 eigenen Soloalben auch unter anderem auf 5 Alben des herausragenden Komponisten und Pianisten Joel Forrester mitgewirkt.

 

Claire Daly ist eine Seltenheit im Jazz, nicht nur weil sie weiblich ist, sondern besonders weil sie das Bariton Saxophon spielt. Das Bariton ist eigentlich ein Saxophon, das im Jazz nicht so häufig als Leadinstrument zu finden ist. Sie ist eine der wenigen Baritonsaxophonistinnen die modernen Jazz spielt. Daly gehört zu den besten Baritonspielern/innen der Jazzszene.

 

Ihre Liebe zum Saxophon begann recht früh. 1971 im Alter von 12 Jahren begann sie auf einem alten gemieteten Conn Alto Saxophon eher sporadisch in der Schule zu spielen. Fünf Monate später nahm ihr Vater sie mit zu einem Big Band Konzert in Westchester County, New York. Das Konzert selber war eher mäßig besucht aber für Claire war es die Initialzündung für ihre bis heute anhaltende Liebe zum Saxophon. Sie war vollkommen hin und weg, als die Saxophonsektion der Buddy Rich Big Band ihre Soli spielt, stand sie vor Begeisterung schreiend auf ihrem Stuhl. Nach der Show musste ihr Vater mit ihr zum Bühnenausgang, damit sie Autogramme von den Künstlern bekam. Sie ging nicht eher, eh alle Künstler im Tourbus waren und davon fuhren. Dort fasste sie den Entschluss Ich werde auch in so einem Bus sein.

 

Nachdem sie Alto, Tenor und Sopran schon spielte, probierte sie das Bariton aus. Es war Liebe auf den Ersten Ton. Sie spielte es an und wusste: Das ist mein Instrument!
             
  Interview          
             
 

 

Ich freue mich sehr, dass sie sofort einem Interview zugestimmt hat und hoffe, dass sie in Deutschland noch viele neue Fans finden wird.

 

Viel Grüße mos

 

01.03.2006

 


 

1. Wie kommt man dazu das Bariton als sein Hauptinstrument zu wählen, besonders noch als Frau?

Hm, eigentlich sage ich, das Bari hat mich ausgewählt. Ich spielte schon einige Zeit Alto, Tenor und Sopran bevor ich das Bari ausprobierte, ich war auf der Stelle konvertiert! Die Frage ob Mann oder Frau spielte niemals dabei eine Rolle. Ich liebte einfach den Sound des Barinton’s – Ich hatte das Gefühl meine Stimme gefunden zu haben.

2. Wann hast du angefangen Bariton zu spielen?

Ich war zwölf Jahre, als ich auf dem Alto anfing zu spielen. Mit dem Bari fing ich erst in meinen 20ern an.

 

3. Ist es schwerer Engagement mit dem Bari zu bekommen oder eher einfacher, weil es so selten als

Leadinstrument gespielt wird?

Gute Frage. Bedingt dadurch, dass es nicht so viele Barispieler gibt, gibt es auch nicht so viele Jobs für Barispieler. Es hält sich vermutlich die Waage, egal welches Instrument man spielt, zu bestimmten Zeiten sind verschiedene Instrumente mehr populär und gefragt. Hier ist ein Beispiel, ich glaube dass Posaunisten es momentan schwieriger haben. Manchmal habe ich viel Arbeit und manchmal weniger. Ich versuche das ganze Bild im Auge zu behalten und mache mir keine Sorgen.


4. Du hast in Berklee studiert, was war dein Majorfach?

Ich habe den Abschluss in "Performance ", das bedeutet mein Schwerpunkt lag im Spielen. Ich bin mir nicht sicher, ob es diese Kategorie heute noch gibt.

 

5. Kommst du aus einer Familie mit musikalischem Backround?

Nein. Mein Vater hat im College mal Kornett gespielt, aber sonst gibt es keine Musiker in unserer Familie von denen ich etwas weiß. Mein Vater hat mich jedoch immer sehr unterstützt.

6. Was ist dein Set-up?

Ich spiele ein Selmer Makr VI tief A Bariton, ein von Phil Baron bearbeitetes Otto Link Kunststoffmundstück und Bari Kunststoffblätter, entweder medium oder hard. Ich liebe die Bari Reeds, allerdings nicht auf anderen Saxophonen. Die anderen Saxophone spiele ich von Zeit zu Zeit, aber 90% spiele ich Bariton.


7. Wie schwer ist es, sich als Frau einen Namen in der Jazzwelt zu machen?

Weißt du, ich glaube es ist eine Herausforderung für jeden. Manchmal war es ganz hilfreich eine Frau zu sein und manchmal hat es eher geschadet. Ich versuche den Sexismus, den ich manchmal spüre zu ignorieren. Ich versuche es einfach und spiele dort, wo die Leute Interesse daran haben, was ich mache. Mehr und mehr, nehmen die Leute Abstand davon, wie in ihren Augen ein Baritonspieler aussehen sollte, wenn sie mich hören und den Sound mögen.

 

8. Macht es dich nicht manchmal wütend, dass nur so wenig gute Saxophonistinnen auch berühmt sind? Ich denke als Mann hat man es da viel einfacher?

Hm, es sieht so wirklich aus, als ob Männer ernster genommen werden, selbstverständlich kenne ich eine ganze Reihe von fantastischen Saxophonistinnen die die gleiche Anerkennung verdienen. Ich würde allerdings sagen, dass dieses Problem noch viel tief greifender ist und nicht nur den Jazz betrifft. Anstelle, dass ich mich da darüber ärgere, versuche ich meine Freundinnen und Schülerinnen zu ermutigen hervorragende Saxophonistinnen zu werden und arbeite auch selber so hart wie möglich daran mich zu verbessern.


9. Wer sind deine Vorbilder?

Ich habe so viele gehabt.

Ich habe sehr viele der großen Jazzmusiker gesehen, als ich jung war. Dexter Gordon, Rahsann Roland Kirk, Sonny Rollins, Ella Fitzgerald, Count Basie, Duke Ellington, Joe Pass .... es sind zu viele um sich an alle zu erinnern. Als ich anfing, spielte ich Alto und Cannonball war mein Lieblingsspieler, aber ich mochte auch Paul Desmond und Ornette Coleman. Viele verschiedene Stile wirkten auf mich ein. Ich glaube gute Musik, ist einfach gute Musik. Punkt!Ich habe viele Rockkonzert in meiner Teenagerzeit gesehen. Angefangen von Sly and the Family Stone bis zu Bob Dylan. Ich liebe Musik. George Garzone und seine Gruppe The Fringe zählen zu meinen Favoriten seit den 70ern.Ich erinnere mich daran Marion McPartland (Anm. mos: Jazz Pianistin Geb.1920) 1971 in einem Konzert gesehen zu haben und ich war glücklich eine Frau auf der Bühne zu sehen. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nie so richtig aufgefallen, dass man Frauen auf der Bühne eher selten sieht.


10. Mit wem würden Sie gerne mal eine CD aufnehmen?

Hm, ich mag es mit Leuten, die älter sind als ich, richtigen Jazz zu spielen. Es ist einfach ihre Musik mit der sie Aufgewachsen sind.

Eine Traumband könnte sein, Mulgrew Miller (Klavier), Todd Coolman( Bass), und Tootie Heath( Drums). Ich liebe Dave Brubeck's Rhythmus Gruppe. Michael Moore, Randy Jones und Brubeck. Dies sind alles Spieler, die wie verrückt Swingen. Ich trete auch mit der menschlichen Beat-Box Napoleon Maddox und dem Tenorsaxophonisten Jac Walker auf. Ich nenne das, was wir machen „Avant Hip-Hop“ und es macht jede Menge Spaß. Wir haben schon einige Touren gemacht. In Europa waren wir im Januar. Mit dieser Trioformation würde ich gerne Aufnehmen. Gerade habe ich eine CD mit Kirpal Gordon (Dichter) gemacht. Jazz und gesprochene Gedichte, wunderschön. Ich habe tausend Ideen............


11. Wie kriegt man den vollen Bari-Sound?

Longtones, Longtones, Longtones .

12. Sollte man am Bari anders üben oder denken als mit den anderen Saxen?

Nicht wirklich es ist halt nur größer und braucht mehr Luft.

 

13. Welche Sax Marken haben Sie gespielt?

Ich spiele alles Selmer Mark VI Saxophone.


14. Candy Dulfer ist wohl die berühmteste Saxophonistin in Europa. Was glaubst du, wenn du mit ihr spielen würdest, würden sich eure Stile ergänzen? Wäre es ein Problem oder jede Menge Spaß?

Es wäre jede Menge Spaß! Sie ist eine hervorragende Spielerin und kommt aus einer sehr musikalischen Familie. Sie hat ihr ganzes Leben schon mit Musik zu tun. Ich habe großen Respekt vor ihr. Unsere Stile mögen verschieden sein, aber ich glaube, wir würden bei uns gegenseitig Seiten zu Vorschein bringen, die euch überraschen würden. Musiker werden sehr schnell in eine Schublade gesteckt und auf eine Stil festgelegt, aber die meisten von uns sind so vielseitig.


15. Wie oft hast du gesagt ich schmeiß alles hin?

Eine lustige Frage. Ich pflege zu sagen: Vielleicht sollte ich das Tiergeschäft eröffnen, von dem ich schon immer geträumt habe. Nein, aber mal im ernst, ich würde niemals etwas anderes machen wollen. Ich bin zwar manchmal frustriert, aber sind wir das nicht alle.

 

16. Spielst du noch andere Instrumente? wenn ja welche?

Ich genieße es Flöte zu spielen. Ich spiele alle Saxophonbauformen, Klarinette, Bassklarinette und ein bisschen Blechinstrumente.(Ich liebe tiefe Noten)


17. Wie sieht dein tägliches Übungspensum aus?

Den besten Tipp den ich geben kann, ist das Üben in Drittel aufzuteilen.
1/3 Longtones, für die Soundentwicklung

1/3 Tonleitern, Technik und Patterns
1/3 Spielen zu Musik, Lieder, Improvisieren und einfach Spielen


18. Wo war dein allererster Auftritt?

Es war in einer Lounge einer Bowlingbahn in New York mit „The Associates Jazz/Rock Experience“. Es war sehr aufregend für mich als ein Teenager einen Auftritt zu haben und ich wusste damals schon, ich möchte Musikerin werden. Ich erinnere mich sehr gut an diesen Abend. Manchmal erlebe ich heute noch diese Begeisterung und Aufregung, die ich damals hatte und dafür bin ich sehr dankbar. Ich fühle mich vom Leben sehr begünstigt.

 

19. Welches Gurtsystem benutzt du?

Ich benutze ein paar sehr alte komische Gurte, die ich schon ewig habe. Noch vor kurzem habe ich mir gedacht, ich sollte mal ein paar neue kaufen. Die Harnesse sind nicht so gut für Frauen ausgelegt. Ich habe sehr viele verschiedene Nackstraps ausprobiert und finde dass die Gurte von Neotech ziemlich gut sind. Ich habe so ziemlich alle ausprobiert, weil das Bari ein recht schweres Instrument ist und seine Tribut vom Nacken fordert. Wenn ich Spiele, spiele ich im Stehen, wann immer es geht. Ich habe sogar einen Ständer auf dem ich das Sax abstellen kann, während ich Spiele.



 

Vielen Dank, dass ich die Möglichkeit hatte eure Fragen zu beantworten. Ich fühle mich so glücklich ein Mitglied der Jazz-Gemeinschaft zu sein. Musik ist eine Sprache, die alle Grenzen überschreitet, Sprache, Alter, Geschlecht, Rasse einfach alle. Ich wünsche euch einen super Tag.

 

Ganz liebe Grüße

Claire Daly.

 

 

   
             

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 15. Juli 2012 11:58

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