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THEMA: Über Harmonie, Akkorde und Melodien

Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 17:46 #70402

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Upps, viele neue Beiträge während meines Schreibens. Ich lass es trotzdem mal so stehen:


Werkanalyse 'My Little Suede Shoes' I, Zwischendominante

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Im obigen Beispiel stellte sich neulich die Frage, warum Parker die VI. Sufe in Dur komponiert. Grob gesehen ergaben sich zwei verschiedene Antworten:

1. es handelt sich um eine Modulation nach Dur, was eine Zwischendominate zu D-Moll ergibt.
2. der gesamte Takt mit Em und A7 ist in D-Dur gedacht und ergibt dessen II. und VI. Stufe.

Beiden Antworten ist gemein, dass es sich hier um eine Variation handelt, die eine weitere Dominante ergibt. Worin liegt der Unterschied der beiden Aussagen?
Im ersteren Fall bestünde das (zum Beispiel bei der Improvisation) benutzte Material aus der C-Dur-Tonleiter mit einem fis anstelle des f.
Im zweiten Fall spielte man den gesamten Takt D-Dur-Töne, hätte also (schaut auf den Quintenzirkel) 2 Kreuzchen, einmal das fis und noch das cis.

Das ist der Unterschied. Welche der beiden Varianten aber ist nun gemeint? Vielleicht finden wir es ja raus, wenn wir uns mal ein Solo darüber vornehmen.
Hier ist eines von einem mir unbekannten Trompeters über die ersten acht Takte. Transponiert fürs Alt (wie auch die Noten hier) spielt er folgendes (klick zum Hören):

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Lasst euch nicht von den Vorzeichen verwirren: er spielt ein paar Bluenotes und chromatische Ranken. Wichtig und schon auf die 1 im 6. Takt ein cis! Das ist also D-Dur! Er zumindest sieht es wie Mckoi und denkt hier in D-Dur. Improvisiert über die II. und V. Stufe in D.

Ich würde es auch so machen, weil die Farbe (Raggae würde Würze sagen) des cis sich schon auf dem Em fein anhört. Hört noch mal hin, man kann den Tonartwechsel geradezu schmecken.

Will ich nun über diese Harmonien improvisieren und kann mir das D-Dur nicht merken kann, dann mach ich mir ein Notenblatt und schreibe in den Takt einfach die Vorzeichen von D-Dur:

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(-:Und wenn ich dass dann aufgeschrieben hab, dann hab ich es auch schon gelernt)

Ich improvisiere über diesen A-Teil von 'My Little Suede Shoes' also mit den Tönen von C-Dur und im sechsten Takt mit den Tönen von D-Dur. Das ist schonmal eine solide Basis für ein Solo. Wenn ich mich dann noch ein wenig mit den Basstönen beschäftige, bekomme ich zusätzlich noch mehr Gefühl für die jeweiligen Stufen meiner Leiter.

In anderen Lehrbüchern steht oft: halber Takt D-Dorisch, halber Takt G-Mixolydisch, ein Takt C-Dur. Für jede Stufe wird eine andere Kirchentonleiter bemüht. Das ist umständlich, verwirrend und in der Sache falsch, weil wir in ein und demselben Tonraum (oder hier in zweien) bleiben und Kirchentonarten in die Kirche gehören.

Schönen Sonntag Abend, pü


PS.: Auf meinem Monitor fehlen der Solotranscription rechts ein paar Noten. Man kann die Adresse des Bildes aber kopieren und in einem neuen Fenster öffnen.
Youtube-Video zum Solobespiel:

Letzte Änderung: 09 Jul 2012 20:53 von pue.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 20:23 #70423

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Stimmt, wenn man die Transkription durchspielt, merkt man dass der Tonartwechsel lecker schmeckt. Komisch als ich vorhin damit romprobierte, fand ich den ignorierten Tonartwechsel auch sehr tasty.;-)

Wer gern kosten möchte, hier die Mitspiel-Dateien in voller Länge mit, und mit ohne Solo für Alt und Tenor..

[file name=A7Mysterium_solo.zip size=unter_einem_MB] www.saxophon4u.de/saxwelt/A7Mysterium_solo.zip [/file]
Wie gesagt, den Player auf Wiederholung stellen. Dann kann man spielen bis die Nachbarn mitsingen können..

Noten gibt's hier in einem Tonbereich der für Saxophone besser geeignet ist..
Letzte Änderung: 15 Feb 2009 20:24 von mckoi.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 20:39 #70426

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Hallo,

also mir passt die C-Dur durchgehend am besten, über den E-A7 gerne ein bb, das c# klang sehr konstruiert(auch über A7), mit f# konnte ich nix anfangen außer als chromatischen Durchlauf. Fazit: es bleibt C mit kleinen Variationsmöglichkeiten, einen Wechsel zu D kann ich meinem Gehör nicht aufzwingen.

Liebe Grüße

Chris
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 21:42 #70448

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chrisdos schrieb:
Hallo,

also mir passt die C-Dur durchgehend am besten, über den E-A7 gerne ein bb, das c# klang sehr konstruiert(auch über A7), mit f# konnte ich nix anfangen außer als chromatischen Durchlauf. Fazit: es bleibt C mit kleinen Variationsmöglichkeiten, einen Wechsel zu D kann ich meinem Gehör nicht aufzwingen.

Liebe Grüße

Chris

Also- ich bin mir sicher(lasse mich aber gerne eines Besseren belehren), dass diese Stelle einen Schritt zurück im Quintenzirkel geht;dh. nach Fdur bzw. zu seiner Parallele dmoll.Also nicht das dmoll von Cdur(also2.Stufe), sondern 6.Stufe von Fdur.
Entspricht auch der bluesgeprägten Biographie Parkers und seiner Zeitgenossen.Die hüpften gerne von C nach F und zurück. Das F# an der Stelle sehe ich, ähnlich wie es Chrisdos sagt, als chromatisches von unten Ansteuern des g.Also mit diesem A7+ oder A7b9 steuert er auf die 6.Stufe (Mollparallele) von F(dmoll), deutet sie danach(danach!) um als 2.Stufe von C und ist nach dem kleinen Ausflug wieder zu Hause.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 21:58 #70458

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@Chrisdos

Das musste auch gar nicht. Du spielst selbstverständlich, was du willst. Hätten nicht so viele das gespielt, was sie wollen, dann hätten wir nicht so eine komplexe Musik vor uns. Immer wieder haben Musiker ihre Varianten vertreten und es geht bei Laibe nicht um Vorschriften oder Gesetze, die ich hier aufstelle. What you hear is what you play.

Die Musiktheorie erklärt das schon Vorhandene und soll nicht bestimmen, was du in Zukunft spielen sollst. Ich finde auch nicht, das der Duden dafür da sein sollte, festzulegen, wie man was schreiben muss, sondern darzustellen, wie die Mehrheit etwas schreibt.

Wenn du durchgehend C-Dur spielst, passiert etwas anderes. Es entsteht, wenn du das c über dem A-Dur nicht vermeidest, ein sehr komplexer Klang mit cis als Durterz und deinem c als kleine Terz über dem Grundton. Es reibt, und das ist natürlich Spannung pur. Da bist du dann auf dem Weg zum A 10b, wie ich ihn nenne. Bis dahin brauchen wir aber noch etwas.
Letzte Änderung: 15 Feb 2009 22:00 von pue.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 22:17 #70463

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@corcovado: ein tonales Zentrum f kann ich nicht sehen, tut mir Leid. Es ging um den 6. Takt em A7, der Solist bläst ein cis. Ich sehe da keinen Zusammenhang.

Wenn du das Bb meinst, was er ab und zu gebraucht: das ist eine Bluenote.

Nein, so kompliziert ist die ganze Angelegenheit nicht, wie ihr sie macht. Die Folge III VI II V I ist eine der normalsten im Jazz und alle Mollstufen tauchen auch in ihren Durvarianten auf. Am häufigsten wird der Quintfall in der Variante Moll-Dur-Moll-Dur-TonikaDur benutzt.

Ein wenig hängt die Ausformulierung der Improvisation auch mit der Geschwindigkeit des Stückes zusammen. In Mckois Playalong tippt der Pianist das A7 gerade mal an. Wer will denn da eine besondere Reibung hören? Wenn ihr die Akkorde ganztaktig in einer Ballade vorgesetzt bekommt, möchte ich hören, wie ihr ne halbe Note lang ein c darüber aushaltet.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 22:39 #70466

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Immer wieder haben Musiker ihre Varianten vertreten und es geht bei Laibe nicht um Vorschriften oder Gesetze, die ich hier aufstelle. What you hear is what you play.

Hallo pue,

ist schon klar, ich sehe mich keinem Zwang ausgesetzt. Ich habe eben schon oft die Erfahrung gemacht, dass ich anders höre als analysiert wird.

Deshalb habe ich auch hier verglichen zwischen der Interpretation D-Dur und den Tönen die ich höre.

Rein analytisch gibt es ja meistens mehrere Möglichkeiten, aber die passende finde ich nur durchs Spiel. Ich sehe den E-A7 als Klangfarbe, nicht als Funktion. Vielleicht passt mir deshalb auch das c# nicht so gut, es drängt in einen nicht vorhandenen Klangraum...oder so ähnlich.

Ich bin in Sachen Theorie etwas ambivalent, :blink: aber egal. Bin jedenfalls noch gerne dabei.

Liebe grüße

Chris
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 23:12 #70477

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Manchmal steht an vergleichbaren Stellen:
em7b5-A7. Dort beginnt der Ausflug in die Mollparallele von F(also dmoll) schon zu Beginn des Taktes.
Wenn es heisst em7- A7, dann beginnt er in der Mitte des Taktes.Schau Dir die Töne von A7(b9 bzw.+) mal an.
Da führt alles in die Mollparallele von F.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 16 Feb 2009 00:18 #70485

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Ich bin zu allem bereit, corcovado, nur los. Bitte um ein Beispiel mit em7b5 über C-Dur.

Bleibt zum zweiten die Frage nach dem cis des Trompeters. Ich sag ja nicht, was man spielen soll, sondern höre, was gespielt wurde. Und das ist in dem Musikbeispiel keine Basis auf F-Dur bzw. D-Moll. Dieser Spieler denkt nicht an eine Basis in F. Den zweiten Teil des Taktes könnte ich eventuell so deuten, ist mir aber zu kompliziert und scheint mir mit seiner Vorliebe für die Bluenote Bb besser beschrieben.

Die Diskussion zeigt, wie sehr die Materie lebt. Es scheint, als könne man die Akkorde verschieden deuten, als wäre die Harmonielehre in Sachen Jazz gar nicht so eindeutig. Die wichtigen blue notes sind wir nco gar nicht angegangen. Auch höchste Zeit, wenns um Jazz geht.

Schon in der angesprochenen Unterschieden zwischen Funktionsharmonik und Stufentheorie wurde klar, dass die Erklärungen nicht alles erschließen. Hier streiten immer noch Überreste davon, z.B. würde die Funktionsfraktion von Modulation sprechen, während die Stufenleute eher einen Tonartwechsel interpretieren würden.
Am besten kennt man die ganzen Theorien und spielt dann doch aus dem Bauch.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 16 Feb 2009 02:55 #70491

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pue schrieb:
Wenn du das Bb meinst, was er ab und zu gebraucht: das ist eine Bluenote.

Warum soll denn das bb eine Bluenote sein? In der C-Blues-Skala (c, eb, f, f#, g, bb) ist doch das f# die Bluenote und das bb ganz normale Pentatonik, oder?
Kaufst du noch oder spielst du schon?

Tenor: YTS 62C, McHeinlein 9*, Rigotti Queen 2,5
Sopran: Cannonball Big Bell Stone Curved, Steamer, Rigotti Queens 2,5
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