Jazzstile - Bebop I
Anfang der 40er Jahre zeigte sich die musikalische Szene in New York in anderem Licht. Die großen Orchester spielten noch, aber die kreative Zeit des Swing war vorüber. Die vier großen 'major labels' Columbia, Decca, Capitol, und Victor hatten sich den Markt aufgeteilt, machten Riesenprofite mit der industriellen Herstellung der neuen populären Musik und die immer noch schlecht bezahlten Musiker langweilten sich in ihren Orchestern.
Mit dem Kriegseintritt der USA 1941 wurden Sonderabgaben auf Tanzaufführungen fällig und immer mehr Topsolisten zum Wehrdienst eingezogen. Das brachte die großen Swingorchester zunehmend in Schwierigkeiten und verhalf der Musikergewerkschaft AFM, die nun die wenigen hochkarätigen Musiker vertrat, zu größerer Macht. Sie forderte von den Plattenfirmen einen Mindestlohn für die beteiligten Musiker und bestreikte ab August 1942 bis ins Jahr 1944 sämtliche Plattenaufnahmen (Recording Ban).
All diese Umstände bedeuteten das allmähliche Ende der Swing Aera, schafften aber auch Platz für neue Entwicklungen im Jazz.
1938 gründete der Tenorsaxophonist Henry Milton in Harlem einen neuen Club. 'Milton's Playground' befand sich im 1. Stock des Cecil Hotels und bald trafen sich hier Musiker nach ihren Auftritten bei den Swingorchestern zur Jamsession. Ohne kommerziellen Druck und Zugeständnisse konnten sie hier nach neuen Formen suchen.
Ab 1940 gab es eine feste Stammband im Milton's: Thelonious Monk (p), Kenny Clarke (dr), Joe Guy (tp) und Nick Funton (b). Häufiger Gast hier war Dizzy Gillespie, der Schlagzeuger Charlie Christians spielte von 1941 bis zu seinem Tod 1942 dort und übte starken Einfluss auf den neuen Stil aus, den die Kritiker bald 'Bebop' nannten, wahrscheinlich lautmalerisch den gesungenen Phrasen des Stils nachempfunden.
Clarke und Monk versuchten, den Manager des Clubs, Teddy Hill, dazu zu bewegen, auch den Altsaxophonisten Charlie Parker vom McShann-Orchester fest anzustellen. Hill weigerte sich jedoch, so dass Monk und Clarke ihm schließlich die Gage aus der eigenen Tasche bezahlten.
Minton's Playground war der Kristallisationspunkt des Bebop. Während im harlemer 'Apollo' sich die 'alten' Starsolisten des Swing regelrechte 'Battles' mit den Nachwuchsmusikern lieferten, warteten hier im Minton's eine Menge jüngerer Musiker schon auf die Chance, in den Kreis der Erlauchten aufzusteigen, unter ihnen Miles Davis, Dexter Gordon, Art Blakey, Max Roach, Fats Navarro und Bud Powell.
Mitte der 40er hatte sich der Bebop etabliert und zog in die 52th Avenue, was nicht gleichzeitig bedeutet, dass er nun zur populären Musik zählte. Bebop hatte keine kommerzielle Breitenwirkung; Melodien und Harmonien waren zu komplex, als dass sie sich zur reinen Unterhaltung anboten. Der durchschnittliche Musikkonsument damals hatte wohl wenig Chancen, den Kompositionen und Improvisationen zu folgen und zum Tanzen eignete sich die Musik schon gar nicht.
Durch den eingangs schon erwähnten Recording Ban gibt es aus der Anfangszeit des Bebop keine Aufnahmen; jazzhistorisch gesehen natürlich schade, aber auch ein Zeichen für den Wechsel von einer populären zur Kunstmusik.
Liebe Zurückgebliebenen, derweil ich diese Zeilen am Strande von Thasos schrub gibt es heuer keine Tubenbeispiele. Vielleicht mögt ihr selbst ein paar heraus suchen und hier anhängen. Auf bald und haltet die Ohren steiff, püos