Genau, Raggae. Melodisch Moll. Das Stück fängt zwar in F-Dur an und hört auch da auf, hat aber trotzdem einen starke Affinität zur Moll-Parallelen in D. Direkt nach der Tonika kommt die verminderte VII. Stufe und nach einer Zwischendominante auf A landen wir in D-Moll. Dieser 'Dreh' vom Dur zum Moll verleiht dem Lied seine Melancholie und die gewählte melodische Moll-Tonleiter tut es den Harmonien gleich, schwankt zwischen den hoffnungsvollen Aufwärtsbewegungen mit großer Sexte und großer Septime und den genauso hoffnungslosen Abgängen über die erniedrigte 6 und 7. Grandios, wie Text, Harmonie und Melodie zusammenarbeiten; das Glück von gestern und die heutige Trauer werden harmonisch und melodisch nachvollzogen.
@mckoi: tadellose Analyse, stimmt alles. Was meinst du mit E MM5 oder A MM5? Es gibt sicher viele Songs mit melodischem Moll. Spontan fällt mit noch
der Novak ein, wobei die natürlich-Moll-Abwärtsbewegung hier nicht erklingt. Vielleicht finden wir ja noch mehr mit der Zeit und sammeln sie.
Intervalle IV
Ich hab mich lange drum gedrückt und ich gebe zu, dies hier ist der zweite Anlauf.
Intervalle haben wir schon einmal im Zusammenhang mit der Teilton- oder Naturtonreihe besprochen. All zu weit allerdings sind wir dort nicht gekommen: Oktave, Quinte, Quarte und Terzen hatten wir in den ersten sechs Teiltönen ausgemacht.
Wenn ich die Lehrbücher richtig in Erinnerung habe, steht da unter Intervalle:
Reine Intervalle:
Prime, Oktave, Quinte, Quarte
Große und kleine Intervalle:
Sekunde, Terz, Sexte und Septime.
Nu lernt das mal schön. Hm, ne, so geht es nicht, denke ich und mach mir meine Gedanken, woher es kommt, dass manche Intevalle rein sind und es von anderen große und kleine gibt.
Zerst fällt auf, dass die reinen Intervalle die Verhältnisse der ersten Teiltöne darstellen: 1:1, 1:2, 2:3, 3:4.
Warum aber sollten die folgenden Terzen nicht rein sein und unterschiedliche Namen tragen? Ah, die Namen bringen mich auf eine Spur:
1 Prime
2 Sekunde
3 Terz
4 Quarte
5 Quinte
6 Sexte
7 Septime
8 Oktave
9 None
10 Dezime
usw.
Was wird denn da gezählt? Schwingungen können es nicht sein, Verhältnisse auch nicht, nein, man hat die Töne einer Tonleiter abgezählt. Eine Tücke dabei ist, dass man ersten und letzten Ton mitzählt, somit für einen Tonschritt (zB. vom 1. zum 2. Ton), eins - zwei zählt. Deshalb heißt ein einziger Schritt schon Sekunde oder kein Schritt Prime. Heißt auch, wir müssen aufpassen, wenn wir Intervalle zusammenrechnen: Sekunde plus Sekunde (2+2) ist mitnichten eine Quarte (4), sondern ergibt eine Terz (3).
Große und kleine Intervalle kommen zustande, weil unsere Tonleitern verschieden große Sprossen haben. Wir haben Halb- und Ganztonschritte, die zudem noch ungleichmäßig verteilt sind. Schaun wir uns das mal an der Durtonleiter an:
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Vom c aufwärts finden wir außer den reinen Intervallen die jeweils großen Intervalle vor. Anders herum finden wir vom oberen c abwärts jeweils kleine Intervalle vor. Das liegt an der Verteilung der Halbtonschritte in unserer Leiter. Die Grafik verdeutlicht das Prinzip.
Ein großes Problem hatte ich schon einmal angesprochen: optisch unterscheiden sich in unserem Notensystem kleine und große Intervalle nicht von einander (siehe auch die Grafik unten zum Tritonus bzw. zur verm. Quinte). Das ist schade und vereinfacht das Verständnis nicht gerade. Die Halbtonschritte können wir also nur mit unserem geistigen Auge sehen.
So, was haben wir denn nun alles gefunden. Links steht die Anzahl der Halbtonschritte, die ein Intervall ausmacht:
0 - Prime
1 - kleine Sekunde
2 - große Sekunde
3 - kleine Terz
4 - große Terz
5 - Quarte
6 - upps, ???
7 - Quinte
8 - kleine Sexte
9 - große Sexte
10 - kleine Septime
11 - große Septime
12 - Oktave
Da scheint uns das Intervall mit 6 Halbtonschritten durch Lappen gegangen zu sein. Es hat sich etwas versteckt und, wer hätte es anders gedacht, es liegt zwischen den Enden unserer Quintkette mit f auf der einen und h auf der anderen Seite. Die machen aber auch immer Probleme. Der Abstand von f nach h macht 4 Töne (erster und letzter mitgezählt), sollte sich also um eine Quarte handeln. Scheint aber eine Ausnahmequarte mit drei Ganztonschritten zu sein und ich frage mich, warum wir sie nicht große Quarte nennen?
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Vielleicht erklärt es das: von f nach h sind es 6 Halbtonschritte, genauso wie von h nach f. Von f nach zählen wir 4 Töne in der Leiter (erste mitgezählt), von h nach f aber fünf, wovon aber zwei Halbtonschritte sind. Das Intervall von h zu f nennt man deshalb verminderte Quinte. Demnach entspricht die übermäßige Quarte in der Anzahl der Halbtonschritte der verminderten Quinte, ist aber keine, uff.
Machen eine Menge Ärger, unsere Quintkettenenden. Nichts passt zusammen und zu Recht heißt die übermäßige Quarte auch der 'Teufel der Musik' (lat. diabolus in musica). Mit ihren drei ganzen Tonschritten heißt die übermäßige Quarte 'Tritonus' und gilt als das dissonanteste aller Intervalle in unserem Dur-Moll-System.
Die verminderte Quinte kennen wir aus dem Jazz als 'Flatted Fiths' und ist die dritte, uns noch fehlende Blue Note.
Nun sind wir erstmal durch. Bleibt zu sagen, dass es die anderen Intervalle auch in übermäßig und vermindert gibt. Diese Sonderfälle bespreche ich aber dann, wenn wir solchen in der Praxis begegnen.
Ui, das war eine schwere Geburt und vielleicht hat jemand eine Idee, wie man die einzelnen Intervalle besser vorstellen könnte. Gerne würde ich ein wenig über das System diskutieren und wie immer bitte ich um Fragen zum Thema. Ihr dürft auch grundsätzlich zu jeder Lektion Fragen stellen. Zwischen den einzelnen Themen kann alles besprochen werden; muss sich nicht auf den aktuellen Stand beziehen.
Alaaf un Helau, Solich, lot jon (hann isch eben jeliert), pü