Schön, dass die Liste aktualisiert wurde
Wenn ich aber gleich zu Beginn lese "ist es ein Schüler-, Fortgeschrittenen- oder Profimodell?", dann frage ich mich, warum dies bei "Allgemeiner Zustand" zu finden ist. Bezieht sich das auf den Verkäufer des Saxes, ggf. auf seine Verkaufsabsicht oder etwa, wie pfleglich er verstanden hat mit dem Sax umzugehen?
Man sollte auch vielleicht (aber das hat in der Checkliste entweder keinen Platz oder müsste im Vorfeld geklärt werden) den Saxkaufenwollenden *) vorher richtig einschätzen: ist er/sie jemand, der/die bereits seit Jahren Sax spielt und eine Vorstellung hat, wohin die Reise geht, oder ist sie jemand, der/die völlig unbeleckt an ein Instrument geht, das heißt, es vllt. am S-Bogen anhebt und ... flutsch ist es hin? Zum Spielvergnügen gehört meines Erachtens auch, dass ein Sax einmal selbst auseinander genommen werden darf, dass es einmal im ersten Jahr fallen gelassen werden darf -- ohne sich an einem hochgestylten Unikat zu vergreifen.
Das nur am Rande.
Über "parabolischer oder konischer Korpus" kann man streiten -- mir wäre es allemal lieb zu erfahren, welche Geige diese Korpusse beim Klang spielen. Ist es etwa besser einen "parabolischen Korpus" zu haben, wenn man bevorzugt Klassik spielt?
"Art der Gravur" -- auch hier frage ich mich, ob die Gravur einschneidende Klangveränderungen nach sich zieht oder ob die Gravur nicht doch eher zum Statusdenken gehört.
Die Checkliste "Detaillierter Zustand" finde ich sehr gut, aber unter "Ist das Instrument verzogen? (Nicht immer leicht zu erkennen)" könnte man vllt. etwas zeigen, das einen Hinweis auf ein verzogenes Instrument gibt, denn dann hätte der Prüfer es leichter, nach solch einem Mangel Ausschau zu halten. (ich sage dies, weil dieser Unterpunkt für den Profi auch ohne Liste klar ist, aber der Laie keinen Anhaltspunkt findet)
Dito hier an dieser Stelle: "wie sieht der Tisch aus ..." -- Ich persönlich weiß nicht, was ein "Tisch" ist, daher würde ich als Prüferin diesen Punkt überspringen. Vielleicht wäre es machbar, dieser Checkliste ein paar signifikante Bilder beizusteuern?
"Zustand der Polster" ebenso. Es gibt Polster, die sind porös, dichten aber gut, während andere sich wie olle Autoreifen geben: völlig runtergefahren, sehen aber trotzdem gut aus - nur eben nicht mehr lange. Ein Anfänger kann schlecht beurteilen, welche Lebenserwartung gerade Polster haben.
"Zustand der Federn" finde ich uninteressant: entweder federt sie, die Feder, oder nicht. ABER hier muss man einmal die Homogenität der Federspannung erwähnen. Manche Federn sind so stramm, dass es einen enormen Kraftaufwand braucht, die Klappe zu öffnen, wieder andere schlaffi, also
good enough. Ich finde, Federn sollten einheitlich stark Widerstand leisten.
Ebenso der homogene Klappenaufgang. Das ist vllt. selbstverständlich, aber da kann es doch Ausreißer geben, oder?
... okay, wurde weiter unten aufgeführt -> lese ich gerade!
Unter "Anspielen b" steht "Nicht mehr so resonierendes Zuflappen der Klappen" -- darunter kann ich mir so gar nichts vorstellen.
********
Das sind meine Ideen, wenn ich die Checkliste ansehe. Ich verfüge aber leider nur über selbsterlebtes Wissen, das ist nicht viel.
Auch denke ich, dass man die Liste besser nicht splitten sollte. Ein paar Punkte fallen natürlich weg, wenn man das Sax neu kauft, aber auch in diesem Fall kann die Auflistung den Blick schärfen für das, was ggf. einen Defekt ausmachen oder Wiederverkaufswert schmälern kann. Die Liste ist ja so gesehen zeitlos.
Mich stört aber sehr, wenn etwas nicht simpel ist. In der Liste steht zum Beispiel: "Intonation: Low Pitch oder High Pitch" -- Mag sein, dass die Hälfte der Musiker weiß, was hier gemeint ist, aber die Welt besteht nicht zu 99 Prozent aus Musikern, daher sollte man für mein Empfinden diese Dinge durch ein Beispiel/Foto/youtube-Video untermauern.
Etwas anderes. Zum Thema eBay möchte ich noch sagen: Wir haben ja schon lange im Einzelhandel keine Preisbindung mehr (außer bei Arzneimittel und Bücher), aber dank eBay weiß man nun, was *ehrlich* wieviel wert ist. Die Händler können ihre Produkte noch so huchjubeln, aber wenn es über den 1-Euro-Status bei eBay nicht hinauskommt, wird es verramscht.
Manche trennen sich nur sehr schwer von ihren "edlen" Teilen und setzen beim Saxkauf auf "Festpreis". Wenn dieser aber der Community zu hoch ist, bleiben sie auf ihrem Altmetall sitzen. Ich finde das gerecht und aussagekräftig. Wenn es nicht so viel Arbeit wäre, würde ich gerne die Preisentwicklung auf dem Saxmarkt bei eBay über längere Sicht verfolgen. Ich sehe es ohnehin schon so, dass man bei eBay günstig ein Sax schießen und es bei pfleglicher Behandlung zwei Jahre später ohne großen Kursverlust wieder losschlagen kann. Das Risiko "dazwischen" ist den Einsatz wert und macht die Sache interessant -- vielleicht und gerade bei Markensaxen.
LG, wallenstein
*) Apropos ... Apropos Christine und Beate! Das Expression ist gut "heruntergespielt". Meine Einschätzung: in weniger als drei Jahren braucht es neue Polster. Wenn Beate ebenso exzessiv wie ich damals (und wie sie die letzten Jahre Flöte gespielt hat -- soviel zum Thema Einschätzung des Saxkäufers!) dann werden die Polster schon in zwei Jahren tschüss sagen. Leider kann ich die thomann-Serie ebenso wie Glaser bei eBay und Co. nicht beurteilen. Manch einer setzt zu Recht im Lowcost-Gebraucht-Segment auf Marken-Präferenz -- so lässt sich nach zwei Jahren oder einem Fehlkauf das Sax wieder gut flüssig machen. Auch dieser Aspekt, finde ich, gehört zur Kaufentscheidung -- und macht die Entscheidung in diesem "Fall" nicht leicht.