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THEMA: Intonation / Tonhöhenwahrnehmung

Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 21 Dez 2010 22:01 #97321

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Liebe Kattamaki,

verzeih, ich meinte nicht dich im Speziellen mit meiner Kritik. Deine Ideen und Vorschläge sind ausführlich genug und deine Wörter wohl gewählt.

Mir geht es darum, das Gefühl in den Vordergrund zu stellen. Ein Gefühl für Intervalle zu bekommen. Ein Stimmgerät vermittelt kein Gefühl, ebenso vermittelt die theoretische Betrachtung verschiedener Temperierungen kein Gefühl.

Der Komponist in der Klassik weiß um die Gefühle, die ein jedes Intervall ausübt, genau so, wie der Jazzmusiker. Der Interpret klassischer Musik weiß es auch.

Das Gefühl ist die Grundlage von Musik, egal ob Komponist, Interpret oder Improvisierender.

Raggae fragte am Anfang des Threads: "Nach welcher Stimmung soll man denn eigentlich wann intonieren?"

Ich meine, man sollte es nach Gefühl machen.

Spielt man zu einem gleichwebend gestimmten Piano, dann wird man seine Töne gleichschwebend anlegen. Das tut man aber nicht, weil man Wissen darüber hat, sondern weil man es fühlt (wenn man denn überhaupt so sauber intoniert, hehe).



Off topic:

Zum Personenkult habe ich eine eigene Meinung. Er ist im vergangenen Jahrhundert völlig übertrieben worden, auch bei den Jazzmusikern. Das lag in erster Linie daran, dass durch Schallplatte und Radio Einzelpersonen oder Bands vermarktet wurden. Sie wurden selbst zum Produkt, nicht ihre Musik.

Das ändert sich aber nun schnell im 3. Jahrtausend. Dieses steht ganz im Zeichen von Josef Beuys These: 'Jeder ist ein Künstler'.

Im Moment werden im deutschen Fernsehen gerade die letzten Stars verramscht: Messies, einsame Bauern, heruntergekommene Restaurantbesitzer und arme, völlig verschuldete Mitbürger sind häufiger zu sehen als irgend ein Star alter Schule.

Die großen Opernbälle haben ausgedient, die letzten Stars machen ihre Abschlusstour. Kunst findet heute im Internet statt. Nicht mehr die Industrie bestimmt, wer gute Musik macht, sondern die Klicks auf die myspace-Seite. Ein wunderbarer, demokratischer Prozess.


Zurück zum Topischen:

die Kölner sollten uns ein Vorbild in Sachen Intonation sein, sie rufen: "Stimmung" und sagen "et hätt noch immer juut jejange"
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Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 21 Dez 2010 23:55 #97325

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Hi,

da wären wir wieder beim alten Thema.

Ich glaube eben lediglich, dass das Internet ebenfalls neue Stars produziert. Ich glube nicht, dass man Musik und Ausführenden in der Wahrnehmung trennen kann. Es sei denn bei Muzak, wo es egal ist, woher sie kommt. Aber wenn es um Emotionen geht, dann muss man auch wissen, dass sie jemand ausdrückt.

Ich finde den Gedanken an ein schöpferisches Kollektiv äußerst anregend. Genausosehr wie den an einen einzelnen Künstler. Aber in beiden Fällen geht es um Identifikation mit Gefühlen, die einer Produziert und der andere rezipiert. Eine Rezeptionsästhetik mit einem anonymen Sender hat für mich nichts von Befreiung - eher von dem, woran viele leiden: Isolation.

Möglicherweise rede ich dir mit dem sogar das Wort, denn auch der synthetische Star ist letzlich entpersonalisiert. Aber trotzdem glaube ich, dass Justin Bieber und Co. ihre Gefolgschaft nicht verlieren werden.

Die Reality-TV Masche hat nichts mit einer Abschaffung von Stars zu tun, sondern ist genau der Gegenpol. Sosehr das Publikum den Star bracut, so sehr - hat man inzwischen quotenwirksam entdeckt - liebt es sozialen Voyeurismus. Da sind welche, die noch weniger draufhaben als ich, mehr Schulden, weniger Sex-Appeal und was weiß ich. Bemerkenswerterweise hat sich genau ein Sender darauf kapriziert. Und der sucht nebenbei auch noch den Superstar.
Letztlich ist meine Bilanz deutlich negativer als deine. Aber deswegen reden wir ja hier darüber. Auch wenn das off topic sein sollte.
next time you see me...
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Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 22 Dez 2010 14:47 #97342

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Lieber Pue,
Danke für deine ausführliche mail. Natürlich spricht Musik unsere Gefühle an, sonst würden wir sie nicht so einen hohen Stellenwert in unserem Leben geben. Und das kann jede Art von Musik tun, ob Klassik oder Zeitgenössiche. Das ist letztendlich das ausschlaggebende Kriterium. Man kann musikalisch jede erdenkliche Gefühl ausdrücken, viel besser als mit Worten. Aber das wissen wir doch alle.Natürlich habe ich als Musiker sehr starke Gefühle, die ich durch die Musik weitergebe.Es war und ist uns äusserst wichtig den Komponist und sein Werk so weiter zu geben wie er es konzipiert hat. Es ist ein Privileg Interpret zu sein, im Leben Musiker zu sein. Warum? Weil die Musik uns diese Brücke baut. Wohin sie führt? Zu unseren Identität als Mensch. Dazu brauchen wir selbstverständlich die Intervalle wie du Sie beschrieben hast, aber die sind eigentlich das Werkzeug,nur ein Teil von dem was uns zum Musikmachen zu verfühgung steht.Später mehr, muss gehen. See you later.
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Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 22 Dez 2010 16:52 #97346

  • kattamaki
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Fortsetzung folgt:
Die Bausteine die uns zu verfügung stehen sind:

FÜHLEN: Die Harmonie, auch zwischen den Tönen, Intervale,sind Träger

DENKEN: Die Melodie,läuft ein Ton nach dem anderen, in unseren Denken(english Mind)wird es erst im Ganzen als eine Melodie wahrgenommen. Du kannst eine Melodie nicht erkennen wenn die Töne alle gleichzeitig gehört werden, das wäre Kaos, auch rückwärts ist eine Melodie nicht zu erkennen. In anderen Worten, Melodie ist wie denken, ein Wort(Begriff)nach dem Anderen.

WOLLEN: Der Rhythmus, Ohne Wollen geht kein Rhythmus. Um so mehr du dein Wollen(Willen) trainierst, desto schwerere Rhythmen kannst du spielen.Auch eine Melodie hat Rhythmus

Wenn alle drei Elemente eng zusammen und ausgewogen arbeiten, sind wir imstande die Menschen, unsere Zuhörer, im Innersten zu berühren.
Das kann jede Art der Musik tun.

Jetzt habe ich genug herum philosophiert und hoffentlich nicht zu generved.
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Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 22 Dez 2010 17:25 #97347

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Lieber Michael Blue !!
Natürlich meinte ich nicht, dass man die Musiker von Ihrem Schafen trennen sollte, auf keinen Fall. Das ist ja deren Identität. Mein Anliegen war es, darauf aufmerksam zu machen, dass in der Klassik Welt die Ausführende so viel wichtiger sind als der Komponist. In anderen Worten, diese Leute misbrauchen die Musik um berühmt und reich zu werden, darum geht es auch für den Veranstalter.
Sicher ist das Internet eine tolle Sache. Ein Star zu werden ist aber so kurzlebig. Und wieder geht es um Macht und Prestige, oder?
Es gibt (für mich) nichts schöneres als mit anderen zu musizieren, sei es im Quartet,mit Symphonischesorchester,Chor, Perkussionensemble oder Orgel usw.Es bereichert ungemein, und ich meine nicht moneywise.
Ja,du meintest meine Billanz sei recht hoch, ich weiss wofür ich Dankbar bin. Es ist ein Privileg Musiker zu sein.
Machs gut und geniesse die Feiertage,
Chao, Kattamaki
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Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 22 Dez 2010 17:41 #97348

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kattamaki schrieb:
Es ist ein Privileg Musiker zu sein.

Das ist genau das Blöde! Es gibt leider viel zu wenige, die selbst Musik machen. :(

Bei ganz vielen liegt das bestimmt an einem Perfektheitsanspruch. Schon wer singt, muss ne super Stimme haben. Mir geht es kaum anders. Trotzdem bin ich froh, dass ich mich jetzt um meine Intonation kümmere. :cheer:
Kaufst du noch oder spielst du schon?

Tenor: YTS 62C, McHeinlein 9*, Rigotti Queen 2,5
Sopran: Cannonball Big Bell Stone Curved, Steamer, Rigotti Queens 2,5
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Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 23 Dez 2010 00:09 #97354

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Hi,

@kattamaki: Mein Post war eigentlich eher als Antwort auf Pue gedacht.
Womit du aber zweifelsohne Recht hast, ist, dass es ein Privileg ist, Musiker zu sein. Ich kann mich noch an den Satz von Oskar Klein erinnern, als er nach einem wirklich fragwürdigen Gig gesagt hat: "Stell' dir vor, du müsstest auf dem Bau arbeiten. Dann ist das hier immer noch der Himmel."
Damit will ich niemanden herabwürdigen, der einen anderen Beruf hat (wie ich ja mittlerweile auch teilweise). Aber Musiker zu sein, ist etwas sehr erfüllendes. Fast immer.
next time you see me...
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Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 26 Dez 2010 00:39 #97410

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bluemike schrieb:
Nicht immer ist der temperierte Ton der richtige. Wenn man Blues spielt, dann spielt man einige Töne flat.

Und wenn es nicht nur um b3, b5 und b7 geht, sondern man bewusst out of tune sein will, z.B. zwischen der b3 und der 3, wird es noch mal besonders schwierig, wenn der entstehende Ton nicht nur ein Produkt des Zufalls sein soll. Ich habe gerade was Schönes über die Kunst gezielt falsch zu singen entdeckt. Das muss man erst mal hinkriegen (<- klick mich).
Kaufst du noch oder spielst du schon?

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Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 28 Dez 2010 15:08 #97473

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Alles sehr interessant und ein unerschöpfliches Thema. Ich bin jede Woche bei einer Jam Session und da kann man solche Gesangsdarbietungen auch erleben. Aber zur Intonation: Wenn man mal in einem Bigbandsatz gespielt hat, merkt man wie sehr es auf die Ohren ankommt. Nicht nur die Stimmung sollte ok sein -was leider auch nicht immer klappt- sondern z.B das Vibrato oder eben keins und die Lautstärke untereinander sind Dinge die nicht in den Noten stehen und trotzden imens wichtig sind. Auf den Sessions treffen manchmal Bläser aufeinander, die sich sofort voll verstehen und wo dann ungeübte Sätze zustande kommen die man am liebsten aufgenommen hätte. Das sind dann die Sternstunden die nur geschehen, wenn alle Mitspieler Ohren haben.
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Intonation / Tonhöhenwahrnehmung 28 Dez 2010 23:35 #97488

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Hi,
Ich bin jede Woche bei einer Jam Session und da kann man solche Gesangsdarbietungen auch erleben.

man weiß immer schon, was einem blüht, wenn man gefragt wird, ob man "Summertime" spielen will... :S
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