Hallo zusammen,
ich möchte mal eine Lanze für die PC-Direktaufnahme brechen, nachdem hier im Forum aus der anderen Welt, nämlich bezüglich der Aufnahme auf unabhängigen Workstations (so will ich die Geräte vom BOSS Micro angefagen einmal nennen ....) schon so viel berichtet worden ist. Jeder hat natürlich seinen eigenen Geschmack und vor allem auch seine eigenen Erfahrungen.
Vor mehr als zehn Jahren habe ich einen Yamaha 8-Spur Cassetten-Recorder MT8X gekauft und damit recht ordentliche Aufnahmen hinbekommen. Nur setzte das voraus, dass z.B. noch ein externes Hallgerät angeschlossen werden musste. Die Freizügigkeit bei Effekteinstellungen war recht eingeschränkt. An Kompressor-Einsatz war gar nicht zu denken. Hinzu kamen die Probleme hinsichtlich der Spurenanzahl. Das Zusammenschneiden von Takes war sehr schwierig (Montage von unterschiedlichen Spuren, z.B. weil ein Teil besser gelungen war als der andere, aber leider ein Fehler mittendrin passiert ist). Seitdem Kauf meines ersten Computers mit CD-Brenner und vernünftigen Audio-Aufnahmeeigenschaften im Jahr 1997 habe ich das Yamaha-Teil nur noch als Mikrofonvorstufe für die Soundkarte genutzt und über die Soundkarte mit Cubase aufgenommen. Endlich konnte man am Bildschirm wie mit einem großen Mischpult und unzähligen Plug-ins in die Nachbearbeitung einsteigen. Das ist doch gerade das Problem beim Homerecording: Man ist auf sich allein gestellt und muss sich auf das Einspielen konzentrieren und nicht auf die Technik. Die Nachbearbeitung ist trotzdem sehr wichtig und sollte so einfach wie möglich geschehen.
Ich jedenfalls möchte die Möglichkeiten und Freiheiten, die die Bearbeitung im PC bietet, nicht mehr missen. Aus meiner Sicht ist dafür auch kein großartiger finanzieller Aufwand notwendig. Ich denke, dass jeder, der hier am Forum teilnimmt, schon zu 90% über die notwendigen „Betriebsmittel“ verfügt. Einfache Audioprogramme gibt es sogar als Freeware, m.E. müsste immer noch eine Version von eMagic zu finden sein. Meine Cubase-Version ist fünf Jahre alt, der Dell-PC (Pentium 2,66 MHz mit Soundblaster Audigy 2 Soundkarte) wird in diesen Tagen vier Jahre alt.
Nun zu meinem Equipment: Das Yamaha-Teil ging vor kurzem bei eBay weg. Jetzt benutze ich ein Mindprint TRIO, ein Superteil, das über USB an den PC angeschlossen wird. Es ist quasi eine externe Soundkarte (allerdings ohne MIDI) und Eingangsstufe für alle im Homerecording vorkommenden anzuschließenden Geräte. Es hat 48V-Phantom Power, Mic-, Line- und Instrumenteneingang (z.B. Direktaufnahme von Gitarre/Bass) und zwei getrennt regelbare Kopfhöreranschlüsse. Hinzu kommt ein „musikalischer“ Kompressor, der mit einem Knopf zu bedienen ist (sorgt für fetten Sound). Toll ist, dass man bei der Aufnahme das Playback und die eigene Spur getrennt regeln kann, ohne dass davon der Aufnahmepegel beeinflusst wird. Statt vieler Worte: Hier ist eine ausführliche Beschreibung mit Testbericht bei Homerecording.de.
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homerecording.de/modules/AMS/article.php?storyid=527]
homerecording.de/modules/AMS/article.php?storyid=527[/url]
Ach ja, ich vergaß zu sagen: Der TRIO hat bei einem großen Music Store in Köln 159.- ¤ gekostet und ist dort auch immer noch zu diesem Preis zu haben. Meine Schlussfolgerung: Man muss bei unserem Hobby keine Materialschlachten führen. Bei Audio-Interfaces müssen es keine teuren Firewire-Geräte sein. Jedenfalls habe ich hier im Saxweltforum noch keine Aufnahmen gehört, die sich aus einer Vielzahl von virtuellen VST-Instrumenten (Syntheziser und Sample-Syntheziser) zusammensetzen, wo die größere Bandbreite dieser Technologie sinnvoll und notwendig ist. Auch sind Mehrkanal-Interfaces auch nur für den etwas, der tatsächlich unabhängige Spuren gleichzeitig aufnehmen will. Ich habe hier im Forum noch von keinem gehört, der Bandaufnahmen in seinem Privatstudio macht.
Aart hat in einem anderen Thread einmal geschrieben, das Rauschen seines PCs störe ihn bei der Aufnahme. Ja, es mag störend sein, aber auf der Aufnahme hört man es jedenfalls hinterher in der Regel nicht, dazu ist unsere Art der Musik viel zu „unempfindlich“. Ich habe ein Klangbeispiel beigefügt, dass ich mit dem beschriebenen Equipment in meinem Kellerraum aufgenommen habe, wobei in zweieinhalb Meter Entfernung der PC bzw. seine Lüfter rödelten. Als Mikrofon habe ich ein gerade gestern neu gekauftes Rode NT1A (Großmembrankondensatormikro) verwendet (zum Thema Mikrofon etwas zu sagen juckt mir auch noch in den Fingern).
Also Leute, ran an die PCs, es gibt keine Ausreden. Ich weiß selber aus eigener Erfahrung als Gitarrist wie es ist, wenn man sich einredet, man müsse erst dieses oder jenes Effektgerät haben oder doch lieber einen Röhrenamp kaufen, um dann wie die großen Helden zu klingen. Leider ist dies nur ein Teil der großen Wahrheit, dass es bei der Musik in erster Linie auf das Tun (das Spielen und Üben) ankommt und nicht auf den technischen Unterbau.
Viele Grüße
Unifeeder