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THEMA: Arrangieren für Dummies …

Re: Arrangieren für Dummies … 15 Jan 2009 21:21 #68794

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Etwas topischer gehe ich mal auf die Terzen ein. Die sind ja nun in paralleler Fürhrung erlaubt. Was aber passiert bei der Schunkelmännermusik? Sie schleimt und trieft dickflüssig von der Bühne. Und das machen eben Terzparalellen. Sie sind in erster Linie schön, aber ohne Spannung.

Zu den Terzen gehören die Sexten, die auch "schön" klingen, aber doch ein klein wenig spannender. Hörsu hier

Thelonious Monk: Blue Monk in Oslo, April 1966 Thelonious Monk - piano. Charlie Rouse - tenor. Larry Gales - bass. Ben Riley - drums.


Am besten hört man die Sexten im Pianovorspiel. Monk liebt die Sextparallelen und in der Art und Weise, wie er sie setzt, bleibt genug an Spannung.

Zu lernen, welches Intervall wie klingt und was es auslöst, ist fürs Arrangieren unerläßlich. Die verschiedenen Beispiele hier machen deutlich, wo der Hase hinläuft. Geht es um paralelle Linienführung mehrerer Stimmen, dann steigt die Spannung mit der Komplexität des Intevalls.

Fad und spannungsarm klingen Oktav-, Quint- und Qaurtparallelen, schön, wenn auch noch wenig spannend Terz- und Sextparallelen, interessanter Sekund-, Septimparalellen. Da letztere harmonisch nicht so oft eigebaut werden können, stellt sich die Frage, was man überhaupt benutzen kann?

Richtig, gar keine Paralellen. Die parallele Melodieführung an für sich ist weniger interessant als eine gegenläufige. Geht die eine Melodie nach oben, so bleibt die andere auf gleicher Tonhöhe oder geht nach unten.
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Re: Arrangieren für Dummies … 15 Jan 2009 22:50 #68797

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Ich finde es sehr lehrreich, hier die einzelnen Parallelen als Beispiele aufgeführt zu bekommen, (Auch wenn es mir ein Rätsel bleibt, wie Billy das Turnier der Ritter gefunden hat).

Es gibt verschiedene Haltungen zu Parallen. Wie schreibt Funkysax:
Im Jazz ist das legitim, man muss es nur wollen! D.h. es muss überzeugend sein, an der Stelle, an der man es anwendet!

Monk liebt also die Sextparallen. Pue mag gar keine Parallelen. Ich bleibe dabei, dass ich alle möglichen Parallelen gelegentlich ganz gerne höre. (Captain Cook zum Frühstück zu hören war allerdings ein sehr grausamer Schock. Und das obwohl mein Autoradio auch WDR4 gespeichert hat).

Schön, dass das Gift aus dem Thread wieder raus ist. Danke für die Beispiele. Mehr dazu wäre klasse.

Gruß

Roy
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Re: Arrangieren für Dummies … 15 Jan 2009 23:12 #68798

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Hi royrogers. Ich hatte mich mit Leon über diesen Thread unterhalten. Er hatte mir dann von diesem Stück "Turnier der Ritter" erzählt und den Link geschickt. Gruss, Billy
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Re: Arrangieren für Dummies … 15 Jan 2009 23:35 #68800

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royrogers, ich sage nicht, dass ich Paralellen nicht mag. Ich spreche davon, welche Spannung eine Abfolge von Tönen haben kann. Ich spreche speziell von abendländischer klassischer Tradition und nicht von Rockmusik. Dennoch finden sich die Traditionen heute in einer Art Weltmusik zusammen und Jazz ist der größte und erste Vertreter von Weltmusik. Das abendländische Erbe steckt da mit drin und das Wissen um die Spannung, die Intervalle erzeugen, sollte ein Arrangeur haben.

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Reeds-Shop

Re: Arrangieren für Dummies … 16 Jan 2009 06:29 #68803

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das Wissen um die Spannung, die Intervalle erzeugen, sollte ein Arrangeur haben.

volle Zustimmung. Deshalb ist ja dieser Thread so iinteressant und lehrreich.

Gruß

Roy
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Re: Arrangieren für Dummies … 16 Jan 2009 10:45 #68812

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Nun gut, ich fang einfach mal irgendwo an. Und zwar bei einer einfachen Kadenz. Diese besteht in meinem Beispiel aus den Dreiklängen C-, F-, und G-Dur. Zwischen F und G ist nochmals ein C-Dur-Dreiklang eingesetzt, ergibt

C F C G

In der Funktion heißen die drei Hübschen Tonika (C), Sub- oder Unterdominante (F) und Dominante (G).

Die Unterdominante F ist eine Quinte unter der Tonika zu finden und die Dominante in G eine Quinte darüber. Deshalb nennt man die Akkorde quintverwandt. Es sind die einzigen Dreiklänge, die ich aus einer Durtonleiter bilden kann, die in Dur tönen. Mit diesen drei Akkorden kann ich 90% des deutschen Liedgutes begleiten. (sorry, ist für Dummies etwas ausführlicher geschrieben).

Wie können drei Bläser diese nun als Begleitung erklingen lassen? Hier ein paar Beispiele. Alle erklingen zwei mal hintereinander. Zum Öffnen einfach auf das Bild klicken:

Dieses Bild ist für Gäste verborgen.
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1) Im ersten Beispiel klingen die Dreiklänge in ihrer Grundform, große Terz und kleine Terz aufeinandergestapelt. Wie das Auge schon sieht, hab ich alles parallel verschoben und wir werden mit Quint- und Terzparallelen nur so zugesch...

2) Tonika in der Grundform, Subdominante in der 2. Umkehrung des Dreiklangs und die Dominante in der ersten Umkehrung. Es sind (wie in allen Beispielen) die gleichen Töne wie unter 1), nur zum Teil oktaviert. Im Vergleich zum ersten Beispiel eine starke Verbesserung des Klangeindrucks, wie ich meine. Statt einem parallelen Auf und Ab der Stimmen bilden sie hier eigenständige Linien, kleine Melodien.

3) Ein weiteres Beispiel für einen sogenannten engen Satz. Wie die beiden vorherigen besteht er nur aus Terzen und Quarten.

4) Ein weiter Satz. Die Dominante weißt eine Undezime (11 Töne Absatnd) auf. Prägnant hier der konsequente Lauf im Bass.

5) Noch ein weiter Satz, weniger extrem. Hier steht die Oberstimme eher im Vordergrund.



Versteht sich von selbst, dass außer in Beispiel 1) keine Oktav-, Quint- oder Quartparallelen auftauchen. Davon, dass die Erkenntnisse, die sich aus diesen Beispielen ableiten lassen, auch in Jazz und Pop Gültigkeit haben, schreibe ich ein andermal.


Wir sollten erst einmal ein paar Eindrücke zu den Beispielen sammeln auf das wir begreifen, wann wir wie arrangieren wollen.

Also, wie klingen die Beispiele? Was geht gar nicht, welches ist euer Lieblingsbeispiel? Erzeugen sie unterschiedliche Gefühle?
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Re: Arrangieren für Dummies … 16 Jan 2009 19:31 #68826

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Oder klingt alles wieder gleich? :"(
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Re: Arrangieren für Dummies … 16 Jan 2009 21:29 #68840

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Das klingt auf jeden Fall sehr unterschiedlich. Mir gefällt die 4 am besten. Unterschiedliche Gefühle ja, kann das aber schlecht benennen (kein wunder, bin ein Mann, und Männer können ja bekanntlich schlecht über Gefühle sprechen..;-))

Auf jeden Fall bin ich auch ein interessierter Gucker und Hörer dieses Frettchens.. Der Groschen setzt sich langsam in Bewegung..
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Re: Arrangieren für Dummies … 17 Jan 2009 01:05 #68842

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Auf jeden Fall bin ich auch ein interessierter Gucker und Hörer dieses Frettchens..

Frettchen, ist schön. Schöne Wortschöpfung :-)


Guten Abend pue,

danke für deine Mühe. Recht vorsichtig vermutet ist das Wissensgefälle hier groß: entweder man weiß worum es sich handelt oder freggelt sich ohne Musiktheorie durchs Leben -- so wie ich.

Spannend klingt es allemal, aber ich konnte dem nicht folgen -- wegen Kadenz und G-Dur und der Funktion, wie sie dann heißen sollen. Habe gepennt, gebe zu. Warum F Unterdominate und C Tonika und G Domina ist ... einen Moment überlegte ich zu Googeln, aber dann war es mir nicht mehr so wichtig.

Die Klangbeispiele möchte ich noch kommentieren, wobei ich wichtig fände zu erfahren, wo sie auftauchen. Sind sie Auftakt eines Musikstücks oder mittendrin, dienen sie dazu das Ohr in das Stück zu ziehen oder wollen sie Entspannung schaffen? Als "Stand alone" ist es schwer, eine Bewertung abzugeben.

Aber da du wissen willst, welche Gefühle sie hervorrufen ... menno, komme mir vor, wie bei einer Weinprobe -- und das nächste Mal bitte die Soundfiles einzeln....
Aber nun: GEFÜHLE MARSCH! (für die wallenstein-Spätlese):


1. Klingt gewohnt, Erwartungshaltung wird geweckt, aber es sticht nicht heraus.

2. Klingt gewohnt, "weiblicher" (zentrierter), beruhigt, plätschert belanglos.

3. Klingt runder, aufnehmend wie ein Schwamm, dem "Ohm" (Urton, wie ich meine) näher.

4. Verkopft, während gleichsam sich das Drumherum abmüht.

5. Klare "Singstimme" der Rest schwächelt als Dekomaterial drumherum.


Dies ist meine Einschätzung, wie gesagt, ohne jeden musikalischen Bezug.
Falls es völlig daneben ist, sei nur kurz zusammengefasst: es klingt nicht alles gleich :-ß

LG, wallenstein
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Re: Arrangieren für Dummies … 17 Jan 2009 10:08 #68844

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Es kann gar nicht daneben sein, weil es ja dein Gefühl ist. Und Musik wird nun mal von Musikern gemacht für Leute, die größtenteils wenig Ahnung davon haben. Die fühlen dann was. Und das wie gesagt ist entscheidend. Kommt die Musik an oder nicht.

Dem Arrangeur ist eine bestimmte Akkordfolge vorgegeben. Das hat der Komponist oder Tradition so bestimmt. Der Arrangeur soll Noten für 4 Instrumente schreiben, sprich arrangieren. Und wenn er die vier Akkorde sieht, hat er mannigfaltige Möglichkeiten, die Stimmen zu schreiben.

Sorry, demnächst gibt es kleinere Häppchen, hatte zu wenig Zeit. Die Akkordfolge ist eine sehr übliche. Es gibt tausende von Stücken, die diese Harmonien gebrauchen. Ein Stück, was ausschließlich aus dieser Akkordfolge besteht, hörst du hier.

Hör mal auf die untere Männerstimme, die singt nicht unbedingt den jeweiligen Basston, sondern hat eine eigenständige Melodie.

Mal am Rande: auch hier sind keine Quintparallelen im Gesangssatz zu hören und wir sind mittenmang in der Unterhaltenden.

Klar ist das Gefälle groß und was die einen schon langweilt, überfordert die anderen. Ist aber egal, weil sich jeder das Seine heraus sucht.

Interessant ist ja zum Beispiel, dass das von dir als verkopft empfundene 4. Beispiel bei mckoi am besten ankommt. Schön der Vergleich mit der Weinprobe. Als ich mit Weinproben angefangen habe, habe ich nicht viel geschmeckt und ich musste tatsächlich erst einiges lesen und lernen, bis ich in der Lage war, Weine zu beurteilen. Der Nachteil, dass man dann in kaum einem Restaurant noch Wein trinken kann; er schmeckt einfach nicht mehr.
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