Hallo antonio (und alle, die's interessiert),
... noch ein paar Tipps zu meiner persönlichen Saxophon-Technik:
a) bei mir war es ein ziemlich harter Umstieg von meiner vorherigen Technik und es ist durchaus möglich, dass man monatelang überhaupt nichts sinnvolles mehr zustande bringt.
b) Man braucht leichte Blätter, da sonst ohne Lippendruck kein Ton rauskommt. Platikblätter sind von der Stärke her stabiler und berechenbarer.
Vorgehensweise:
1) Das Munstück komplett in den Mund nehmen, dass man keinen Druck auf das Blatt ausüben kann und ein H' blasen. (Klingt wie Donald Duck auf Guantanamo!).
Danach das Instrument stimmen.
(Das kann bis zu einem halben Ton von der vorherigen Stimmung differieren!)
Dann das Mundstück weiter aus dem Mund nehmen mit dem Unterkiefer ganz unten, ohne dass sich die Tonhöhe verändert.
Das sollte man immer wieder tun um die Offenheit des Unterkiefers zu überprüfen und um nicht nach und nach wieder zu hoch zu werden.
2) Nun wird's etwas schwieriger:
Der Ton kann durch den Kiefer- bzw. Lippendruck nicht mehr weiter nach unten gebracht werden.
Durch Singen des Tones und einen Ganzton nach unten Ziehen kann man ein Gefühl für die korrekte Kehlkopf- / Stimmbänderstellung bekommen. Jetzt dasselbe auf dem Sax - ohne den Unterkiefer zu bewegen.
Man kann den Ton auf dem Tenor-Sax locker einen Ganzton nach unten ziehen, wenn es einmal "Klick" gemacht hat wie's geht.
Das kann u. U. lange dauern, also nicht den Mut verlieren!
Das Prinzip ist dasselbe wie beim Ziehen von Tönen auf der Mundharmonika. Jeder, der schon einmal Mundharmonika gespielt hat, weiss, dass das nicht auf Anhieb funktioniert. Da man keinen Zugriff auf die Stimmzungen selbst hat, geht das nur durch Änderung des Luftstroms. Hier ist Geduld gefragt. Wer Mundharmonika spielt, weiss auch, dass die Position für einen Ton i.d.R. nicht unbedingt für andere Töne funktioniert. Das Singen des Tons hilft bei der Findung der Kehlkopf-/Stimmbänderstellung.
ACHTUNG (!):
Es gibt wie beim Gesang Brust- und Kopfresonanzen. Bei mir persönlich gibt es ca. beim E'' (auf dem Tenor) einen Bruch zwischen der Brust- und Kopfstimme. Hier muss dann also eine völlig andere Position gefunden werden. Der Übergang erweist sich als recht schwierig. Also in diesem Bereich vorerst NICHT üben, bis eine gewisse Sicherheit vorhanden ist.
3) Das ganze in der oberen Oktave üben.
Immer sehr langsam und so weit wie möglich nach unten ziehen bis kurz vor dem Punkt, wo der Ton abreisst.
Um ein Vibrato vorzubereiten kann man auch (sehr langsame!) regelmässige Ab- und Aufbewegungen machen.
4) Der Mundinnenraum muss eine stabile Luftsäule liefern, damit der Ton nicht wackelt, da ja der Unterkiefer nicht mehr stabilisierend wirkt.
Dazu wird der hintere Teil der Zunge oben angelegt. Das ist das Prinzips des Daumens auf dem Gartenschlauch.
Um den Mundraum zu vergrößern oder zu verkleinern nimmt die Zunge folgende Positionen ein:
unten = Oooh
dann über a - e - i bis zu "chhhh" für die höchsten Töne.
Da das am Schluss nicht mehr mit völlig geöffnetem Unterkiefer funktioniert, bewegt sich der Unterkiefer ab der 3. Oktave nach oben.
Vorsicht: Sinn und Zweck ist nicht, Druck auf das Blatt auszuüben, sondern den Mundraum zu verkleinern.
5) Das Mundstück befindet sich bei einem frei hängenden Saxophon genau in der Mitte des geöffneten Mundes. Die Lippen schließen lediglich den Mund so weit, dass keine Luft entweicht. Am besten ohne die Zähne oben aufzusetzen.
Da das Intrument nicht mehr von den Schneidezähnen stabilisiert wird, ist es wichtig, das Instrument mit beiden Daumen von sich wegzudrücken, um eine stabile Haltung zu garantieren.
Sinn und Zweck dieser Übungen ist es, die Kontrolle vom Unterkiefer oder den Lippen auf den Kehlkopfbereich zu übertragen. Es ist extrem wichtig, ständig alle oben genannten Aspekte immer der Tonhöhe nachzuführen.
Man sollte ständig testen, ob man den Ton noch nach unten ziehen kann ohne die Lippen zu Hilfe zu nehmen.
Wenn das erst einmal zur Gewohnheit geworden ist, kann man einfach den Tonumfang nach oben Ton für Ton erweitern und mit derselben Sicherheit wie in der tieferen Lage spielen.
Auch die Intonation und die Ansprache der tiefen Töne wird sich gewaltig verbessern. Nebenbei spielt man auch doppelt so laut als vorher.
Wenn man dieses Kehlkopf-Gefühl für die Tonhöhe (auch im tieferen Tonumfang) nicht hat, beibt es immer eine Glückssache, ob man einen hohen Ton trifft oder nicht.
Man sollte mindestens 3 - 6 Monate einplanen, um einen Erfolg zu sehen. Aber es lohnt sich!
Grüße
bass69